Aktuelle Reisereportagen 2024-25 im Magazin TOURENFAHRER 


November-Ausgabe '24 des TOURENFAHRERs:

 

Dänemark / Vendsyssel-Thy:

 

»Nordlicht«

 

Vendsyssel-Thy ist Dänemarks Mütze und eine Region »nordenfjords«. Jenseits des Limfjords schärfen sich die Konturen von Land und Meer und jotwede, wenn fast nichts mehr bleibt, feiern Kattegat und Skagerrak Hochzeit.


Michaela & Udo Staleker (Text & Fotos) waren eingeladen, erlebten eine raue, wilde Natur und überraschend glückliche Menschen.

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Endlos: Im Nationalpark Thy strecken sich Straße, Strand und Skagerrak in paralleler Harmonie.
Endlos: Im Nationalpark Thy strecken sich Straße, Strand und Skagerrak in paralleler Harmonie.

»Aggersundbroen« zittert leicht, als sich die Stollen unserer »schweren Reiseenduros« mit dem Brückenbelag verzahnen. Heftige Böen peitschen den Limfjord, setzen seinem Wasser Schaumkronen auf und drücken es mit Macht in den schmalen Aggersund. Sie wird doch halten, die Gute. Macht sie immerhin schon seit 1942 und damals haben die Nazis ihr schließlich noch ganz andere Lasten zugemutet, als sie ihre Bunker bei Løgstør bauten, um den Schiffsverkehr im Fjord und die Straße nach Vesthimmerland im Griff zu haben. Böse Zeiten und blöde Erinnerungen, selbst für jüngere Dänen, die all das nur aus dem Geschichtsbuch oder von »Bedstefar og mormor« (Opa & Oma) her kennen.
Jedenfalls kommt Rasmus Steiniche so richtig in Schwung, als wir nach kilometerlangem Betonplattengeholper auf seinem Naturplatz »Tranum Klit Camping« einlaufen, laut stöhnen und die Bandscheiben kurz durchnummerieren.

Mal ausruhen: Pausierende Kutter am norddänischen Thorup Strand.
Mal ausruhen: Pausierende Kutter am norddänischen Thorup Strand.
Bridge of Change: Mit der »Aggersundbroen« öffnen sich die Strandparadiese der »Jammerbugt«.
Bridge of Change: Mit der »Aggersundbroen« öffnen sich die Strandparadiese der »Jammerbugt«.
Cover TF-Ausgabe 11-2024
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»Ja, ihr denkt, das haben die Deutschen gebaut. Aber wir waren ja von euch besetzt.« Und dann erzählt Rasmus von dänischen Arbeitstrupps mit nicht nur Freiwilligen, die in drei Jahren Knochenarbeit bei Aggersund mit Hand anlegten und neben der Brücke auch die allerorts noch sichtbaren Befestigungsanlagen und die Straßen bauen halfen. Wir ziehen sanft den Bremsfallschirm, bevor es ins Detail geht. Vermintes Gelände und wir sind gottfroh, dass die »Jammerbugten« (Bucht) heute kaum noch Gründe zum Klagen hat. Bestenfalls touristische, wenn sich im Sommer eine weiße WoMo-Armada zur Eroberung der Traumstrände zwischen Bulbjerg und Lønstrup in Bewegung setzt.
Nicht jammern, es ist Anfang Juni und alles ist ruhig. Und vor allem hell, wie der nächste Morgen, der mich glockenwach um halb sechs aus dem Schlafsack schiebt. Um es klarzustellen: Ich bin eigentlich Langschläfer, aber wenn die Morgensonne Frühschicht hat und die Bäume und Büsche um uns herum in warmes Goldlicht tunkt, dann wäre es doch fast ein Verbrechen … Verrückt. Von Tranum nach Hohenlohe sind es nur schlappe 1000 Kilometer, machbar an einem deutlichen Fahrtag, wie »Iron Ass«-Freunde bestimmt bestätigen können. Und ZACK, bist du völlig jotwede, in einer anderen Welt mit einem anderen Licht.

Gestrandet: An Dänemarks größtem Küstenanlandungsplatz »Thorup Strand« können bis zu 20 Fischkutter gleichzeitig ausruhen.
Gestrandet: An Dänemarks größtem Küstenanlandungsplatz »Thorup Strand« können bis zu 20 Fischkutter gleichzeitig ausruhen.

Apropos Fingerschnipsen: Unsere Wickie wollte nicht mit. »Kenn’ ich doch alles! War doch jaaahrelang mein Zuhause. Die Wikingerburg Aggersborg, gleich nebenan, wenn ihr den Limfjord kreuzt. Sieht man nicht mehr viel von. Den Rest vom Graben und Erdwall vielleicht, ein paar Holzstümpfe, wenn ihr Glück habt. Die Pallisaden und Tore, die Langhäuser — all das müsst ihr euch vorstellen. Ist lange her, aber guckt sie euch an, die Heimat der starken Männer. So was gibt’s ja heute kaum noch!«
Sprach’s bei unserer Fährankunft in Bøjden (siehe Reportage »Hyggeland«, TF XX/2024), setzte sich in sein Drachenboot, murmelte noch irgendwas von ›Kartoffelfest der Wikinger auf Samsø‹ und ZACK, weg war er. Ende unserer Zeitreise mit Wickie. Irgendwie schade um den kleinen Schlauberger und seine guten Tourentipps.

Just married: Jotwede bei Grenen geht Dänemark während der Hochzeit von Skagerrak und Kattegat endgültig das Land aus.
Just married: Jotwede bei Grenen geht Dänemark während der Hochzeit von Skagerrak und Kattegat endgültig das Land aus.
Reiseroute »NORDLICHT«, ges. 638 km
Reiseroute »NORDLICHT«, ges. 638 km

September-Ausgabe '24 des TOURENFAHRERs:

 

Dänemark / Dänische Südsee:

 

»Hyggeland«

 

Das skandinavische Nachbarland Dänemark ist für Motorradreisende oft nur Durchgangsstation auf dem Weg nach Norwegen oder Schweden. Zu Unrecht, wie Michaela & Udo Staleker (Text & Fotos) herausfanden. Auf ihren Touren an den Ufern der Dänischen Südsee erlebten sie landschaftliche Vielfalt ein ein hyggeliges Lebensgefühl.

 

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Warme Mützen: Die reetgedeckten Fachwerkhäuser an der »Margueritruten« zwischen Føns und Rud trotzen jeder Wetterlage.
Warme Mützen: Die reetgedeckten Fachwerkhäuser an der »Margueritruten« zwischen Føns und Rud trotzen jeder Wetterlage.

WetterDotKomm bietet mal wieder das volle Unterhaltungsprogramm. Von wegen »Komm«, wohl eher »Bleibweg«! Vor allem im Alpenrevier und noch deutlicher im mediterranen Süden. Hitzewellen, Starkregen, Überschwemmungen mit Bootlefahren auf Campingplätzen und in Fußgängerzonen. »N-e-i-n, wir diskutieren jetzt nicht, woran das wohl liegt!«. Meine Frau kann sehr streng sein. »Dann drehen wir die Europakarte einfach mal auf den Kopf. DA ist’s sonnig und DA wollte ich schon immer mal hin.«
Die Straßenkarte auf dem Esstisch zeigt die Umrisse von Dänemark. Och nööö, nicht Plattland! Das ist jetzt nicht ihr Ernst. Wortlos verziehe ich mich zum Antifrustprogramm in die Garage. Die dicke KTM hat wohl gelauscht und protestiert: »Ohne mich! Keine Kurven, keine KTM! Und dann höchstens 70 auf der Landstraße. Soll die Honda mitfahren, die steht voll auf hygge.« Das Mitbestimmungsrecht für Motorräder war wohl keine so gute Idee.

Blick zurück: Kanonen und ein Gedenkstein erinnern am Kleinen Belt an die Schleswig-Holsteinische Erhebung 1848-1851.
Blick zurück: Kanonen und ein Gedenkstein erinnern am Kleinen Belt an die Schleswig-Holsteinische Erhebung 1848-1851.
Cover TF-Ausgabe 09-2024
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Suchtpotenzial: Sonnenuntergänge am Gamborg Fjord verführen zum Dauerurlaub in der Dänischen Südsee.
Suchtpotenzial: Sonnenuntergänge am Gamborg Fjord verführen zum Dauerurlaub in der Dänischen Südsee.

Erinnert ihr euch noch an »Wickie und die starken Männer«? Spannende Abenteuer eines Wikingerjungen im Drachenboot auf hoher See. Mir ist der sympathische Kerl wieder eingefallen, als unsere Enduros über die Ny Lillebæltsbroen rollen, die neue Brücke über den Kleinen Belt, die Jütland bei Middelfart mit der Insel Fyn (Fünen) verbindet. Immer gut drauf, schmächtig und daher stets unterschätzt, dafür herzerfrischend pfiffig. Dreimal unter der Nase gerieben und ZACK: mit einem Fingerschnipsen hat Wickie die Lösung für jedes Problem. Der Tipp mit der Dänischen Südsee kam natürlich von dem kleinen Schlauberger. »Passt bestimmt gut zu euch, ganz besonders zu den CRFs. Mein Drachenboot wird ebenfalls oft belächelt, von wegen Reiseboot und so. Und ZACK, bin ich da, wo auch die Dickschiffe hinwollen. Mit ein, zwei Pausen weniger und dafür nur zweieinhalb Litern Met auf hundert Ruderschläge.« Was bringt mehr Spaß als der Triumph der Kleinen über die Großen? DIE mit der geschwellten Trommelbrust. Lächelnder Emoji.

Dreiseithof: Traditionelle Fünen-Höfe wie die zwischen Faaborg und Haarby sind begehrte Renovierungsobjekte.
Dreiseithof: Traditionelle Fünen-Höfe wie die zwischen Faaborg und Haarby sind begehrte Renovierungsobjekte.

Seemöwenblick auf den Lillebælt. Mit einer Spannweite von 600 Metern zwischen ihren 120 Meter hohen Pylonen bietet die 1970 in Betrieb genommene Hängebrücke filmreifen Augenschmaus. »Halt mal den Schnabel!«, funkt die vorausfahrende Sprechanlage und wir rollen im Dritten megascharf rechts, bis selbst die eher gelassenen Dänen die Finger nicht mehr von der Hupe lassen können. Rechterhand das Häusermeer von Middelfart, über eine ältere, kombinierte  Eisenbahn- und Straßenbrücke mit Jütland verbunden. Und noch weiter westlich schweift der Blick dann das Slotsbanke (Schlossufer) entlang, hinein in den Kolping Fjord und hinüber zur vorgelagerten Insel Fænø in der Meerenge von Snævringen. Dazwischen Strände und Bootsliegeplätze vor weiß hingetupften Anwesen direkt am Belt. Kann man so was kaufen oder braucht man dazu den dänischen Erbonkel? »Mega, oder?!« Und weil’s so schön war, nehmen wir die erste Ausfahrt nach Middelfart, machen einen U-Turn und rollen noch einmal retour. Der sich zur Ostsee hin malerisch öffnende Belt mit der Industriestadt Fredericia soll ja schließlich nicht beleidigt sein.

Widerstand zwecklos: Mehlbeerbaum-Alleen in Odenses Süden lassen keinen Zweifel, woher der Wind weht.
Widerstand zwecklos: Mehlbeerbaum-Alleen in Odenses Süden lassen keinen Zweifel, woher der Wind weht.
Reiseroute »HYGGELAND«, ges. 1065 km
Reiseroute »HYGGELAND«, ges. 1065 km

Juni-Ausgabe '24 des TOURENFAHRERs:

 

Deutschland / Hohenlohe:

 

»Wied'r dahaam«

 

Wer gern auf langen Motorradreisen die Welt erkundet, vergisst zuweilen, wie schön die eigene Heimat vor der Haustür ist.

Eine schlitzohrige Wiederentdeckung der Region Hohenlohe von Michaela & Udo Staleker (Text & Fotos).

 

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Massivbau: Balthasar Neumanns sechsbogige Natursteinbrücke von 1733 hilft Motorrädern über die Tauber.
Massivbau: Balthasar Neumanns sechsbogige Natursteinbrücke von 1733 hilft Motorrädern über die Tauber.

»Sooch a’mol, Günter, gescht’rn isses woll a weng spät worre, od’r? Dai Wechselgeeld hasch v’rgesse …« Der Günter tappelt zur Theke zurück, nimmt unter dem strengen Blick der Metzgerin sein Wechselgeld entgegen. »Was hasch denn eikaaft?«, fragt frotzelnd jemand aus der Warteschlange.  Jetzt strahlt d’r Günter: »Fleischkäscordonblö!«. Zungenschnalzen aus dem Publikum. Die Metzgerin sieht das Fragezeichen auf meiner Stirn. »Für Sie als Nei’g’schmeckter: Wir nehmen ein Kalbsschnitzel, eine Scheibe Käse, dann eine Scheibe Fleischkäse, noch eine Scheibe Käse und zum Abschluss wieder ein Kalbsschnitzel. Nun noch panieren und in der Pfanne ausbraten.« Und mit Rückfall ins Hohenlohische: »Uns’r Günter kaaft des dreimol d’ Woch!« Im Publikum hebt einer mit Nickelbrille die Hand: »Gibt es das auch vegan?« Vielstimmiges Gemurre. »Sou ebbes braucht’s net!!!« Die Nickelbrille verstummt und kann von Glück reden, dass sie überhaupt noch bedient wird.
Wieder zurück beim Motorrad versucht Michaela, meinen Dialektfrust zu glätten: »Hab’ ich dir doch erklärt: Wenn man von einem Dorf zum nächsten ein Wörterbuch braucht, dann sammâ wied’r dahaam bei’d Hohâloher Leit. Alles gut, mein Bester, ich bin ja bei dir.«

Spa an der Jagst: am Bächlinger Wehr im Liegestuhl »fläze« und die heißen Füße kühlen.
Spa an der Jagst: am Bächlinger Wehr im Liegestuhl »fläze« und die heißen Füße kühlen.
Cover TF-Ausgabe 06-2024
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Mystisch: Die Anhäuser Mauer als Rest eines Bebenburger Klosters ist seit 1557 von allen guten Mönchen verlassen.
Mystisch: Die Anhäuser Mauer als Rest eines Bebenburger Klosters ist seit 1557 von allen guten Mönchen verlassen.

Akustisch zurückhaltend rotzelt die KTM durch Brettheim. Kurz vor dem Ortsausgang kommandiert der Kopfhörer plötzlich: »Zieh mal links rein!« Sekunden später halten wir am Dorffriedhof unter den Kronen zweier mächtiger Linden. »Die Männer von Brettheim«, erklärt mai Fraa und deutet mit dem Finger auf eine Gedenktafel an der Friedhofsmauer. »Der Vorfall ereignete sich in den letzten Kriegstagen. Als die Amis mit ihren Panzern schon ganz in der Nähe die Kaiserstraße nach Blaufelden runterrollten, meinten ein paar Hitlerjungen, noch zum Endsieg beitragen zu müssen. Mit ein paar Panzerfäusten, Handgranaten und Karabinern vom Volkssturm, wie das damals wohl hieß. Jedenfalls nahmen der Bürgermeister Gackstatter, der Dorfschullehrer Wolfmeyer und der Bauer Hanselmann den Buabe kurzerhand die Waffen weg und versenkten sie im Löschteich.«

Mit eiserner Hand: Im Zisterzienserkloster Schöntal ruhen die Gebeine des Hohenloher Ritters Götz von Berlichingen.
Mit eiserner Hand: Im Zisterzienserkloster Schöntal ruhen die Gebeine des Hohenloher Ritters Götz von Berlichingen.

»Effektive Abrüstungsmaßnahme!« Doch Michaela ist nicht nach Scherzen: »Die Hitlerjungen haben natürlich alles der SS berichtet, die daraufhin alle Dorfbewohner verhörte und ihnen mit Erschießung drohte. Schließlich stellte sich Bauer Hanselmann als Täter. Er sollte von einem Standgericht zum Tode verurteilt werden, zusammen mit seinen Helfern Gackstatter und Wolfmeyer. Das muss man sich mal vorstellen!» In meinem Hals steckt plötzlich ein Kloß: »Und? Ging nicht gut aus, oder?« Eine wegwerfende Handbewegung bestätigt meine Befürchtung. »Erhängt haben sie diese tapferen Kerle. An einem Balken zwischen den Linden, unter denen wir gerade sitzen. Tagelang baumelten sie dort zur Abschreckung. Ach komm, lass uns weiterfahren, der Tag hat so schön begonnen. Ist alles lange her, aber ich dachte, DAS gehört auch zu unserer Heimatrunde heute.«

Tauberbruder: Unterhalb von Haagens Weinhängen kontrolliert der Heilige Nepomuk auf einer doppelbogigen Vorbachbrücke seit 1837 die Reisepapiere.
Tauberbruder: Unterhalb von Haagens Weinhängen kontrolliert der Heilige Nepomuk auf einer doppelbogigen Vorbachbrücke seit 1837 die Reisepapiere.
Reiseroute »WIED'R DAHAAM«, ges. ca. 220 km
Reiseroute »WIED'R DAHAAM«, ges. ca. 220 km

April-Ausgabe '24 des TOURENFAHRERs:

 

Griechenland / Pilion:

 

»Osterendurado«

 

Schon im Frühling nach Griechenland? Motorradreisende werden dafür gleich dreimal belohnt: mit Ruhe auf den Straßen, menschenleeren Stränden und einem Osterhasen, der seine bunten Eier besonders gern und gut auf der Halbinsel Pilion versteckt.

Michaela & Udo Staleker (Text & Fotos) sind auf die Suche gegangen.

 

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Kalinichta: Der Sundowner über dem Pagasitischen Golf bei Afissos ersetzt rezeptfrei jede Psychotherapie.
Kalinichta: Der Sundowner über dem Pagasitischen Golf bei Afissos ersetzt rezeptfrei jede Psychotherapie.

Sie hat gestern mit Chrysoula und Sofia telefoniert. Verdächtig lange und nun «kruschtelt« meine Frau schon den ganzen Vormittag im »Motorradlager« unten im Keller herum. Prompt steht am Mittag nicht das Essen auf dem Tisch, sondern vier prall gepackte ENDURISTANs warten im Hausflur. Schweißperlen gegen Stirnrunzeln: »Sofia meint, unser Campingplatz habe schon geöffnet.« - »Mmmhh?!« - »Und Chrysoula hat erzählt, dass sie schon im März ganz viele warme, sonnige Tage hatten.« Höchste Zeit für Wasser in den Wein. »Letztes Jahr hatten wir im April noch fett Regen und haben in der Türkei gefroren wie die Schneider.« Nun wird aufmunitioniert. »Und das  griechische Osterfest ist erst in gut zwei Wochen. Wir könnten also vor den ersten WoMo-Konvois noch locker ein paar Tage Ostereier auf dem Pilion suchen.« Breitseite auf meine Bikerbrust. »Und die elendig lange Anreise durch ÖsterreichUngarnSerbien und - Luft holen - Nordmazedonien?« Michaela zielt mit Odysseus’ Pfeil und Bogen: »Wirst du etwa langsam träge, mein Alter?« So, jetzt reicht’s! Das woll’n wir doch mal sehen. »Morgen früh, acht Uhr, aber erst ’n Kaffee!« Start your engines, gentleman and gentlewoman.

Leinen los: Im Süden der halbinsel Trikeri wartet Agia Kyriaki mit bunten Booten, duftenden Fisch-Mezes und Vorfreude auf das Frühjahr.
Leinen los: Im Süden der halbinsel Trikeri wartet Agia Kyriaki mit bunten Booten, duftenden Fisch-Mezes und Vorfreude auf das Frühjahr.
Cover TF-Ausgabe 04-2024
Cover TF-Ausgabe 04-2024

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Kalimera: Beim Morgenbad am entlegenen Felsstrand von Mortias ist man garantiert allein mit dem Osterhasen und der Ägäis.
Kalimera: Beim Morgenbad am entlegenen Felsstrand von Mortias ist man garantiert allein mit dem Osterhasen und der Ägäis.

Gleich wird sie ins Meer plumpsen. Mit den letzten wärmenden Sonnenstrahlen der Abendsonne vergoldet sich das windgekräuselte Wasser des Pagasitischen Golfs. Die Berge Magnisias am Horizont und die zum Greifen nahe Halbinsel Trikeri werden zu Scherenschnitten. Wir sind stumm geworden, treiben mit dem farblos werdenden Licht in Kato Gatzeas blaue Stunde, deren Stille nur vom Rhythmus eines sanften Wellenschlags gegen die Boote im Hafen unterbrochen wird. Mein Herzschlag schaltet in den Leerlauf und die endlosen Autobahnkilometer der Anreise rutschen von der Bootsrampe ins Hafenbecken. Ein paar Fischer erledigen noch die letzten Handgriffe für den morgigen Fangtag, dann trotten sie mit glimmender Zigarette im Mundwinkel ins Dorf zurück. Minuten später fällt die Nacht vom Himmel und der fahle Lichtschein des kleinen Leuchtturms und die gelblichen Laternen auf der Mole kümmern sich um die Abendbeleuchtung. Wir sind lange nicht hier gewesen. Viel zu lange nicht. Herbst und Winter ohne Griechenland, das ist nicht gut für die Seele.

Multivision: Spätheimkehrer genießen an Afissos' Promenade einen Showdown mit Sonne, Meer und Wolkenbett.
Multivision: Spätheimkehrer genießen an Afissos' Promenade einen Showdown mit Sonne, Meer und Wolkenbett.

Eine Karwoche zum Motorradfahren. Die ersten Kilometer an der Küste entlang, eine Kammwanderung der Gefühle. Am »Kolpos Pagasitikos« scheint die Zeit mit jedem Jahr neu zu beginnen, mit Streicheleinheiten aus einem Griechenland, das andernorts schon längst im Massentourismus ertrunken ist. Alles wie gestern. Die noch leeren Strände in Kala Nera, wo das Wasser so sauber ist, dass Fischschwärme sich vor der Strandmole tummeln und die Restaurants an der Uferpromenade einheimischen Fang anpreisen. Noch fehlen die Gäste, aber verschlafene Kellner putzen schon mal vorsorglich die Tische und setzen die Stühle so dicht ans Wasser, dass umweltbewusste Gäste ihre Fischgräten an frustrierten Katzen vorbei direkt in den Biokreislauf zurückschnipsen können.

Abgenabelt: Der Blick auf die Postkartenbucht von Tzasteni nährt unweigerlich Emigrationswünsche.
Abgenabelt: Der Blick auf die Postkartenbucht von Tzasteni nährt unweigerlich Emigrationswünsche.
Reiseroute »OSTERENDURADO«, ges. ca. 440 km
Reiseroute »OSTERENDURADO«, ges. ca. 440 km

März-Ausgabe '24 des TOURENFAHRERs:

 

Griechenland / Kreta:

 

»Kretisches Kurvenlabyrinth«

 

»Und gingest Du bis ans Ende der Welt, Du findest keine zweite Insel wie diese«, schwärmte einst der griechische Schriftsteller Nikos Kazantzakis.

Und tatsächlich öffnet Kreta für Motorradfahrer die Arme ganz weit.

Michaela & Udo Staleker (Text & Fotos) ließen sich vom antiken Baumeister Daidalos in sein staubiges Straßenlabyrinth locken.

 

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Quarantäne: Auf der Insel Kalidon mit der Festung Spinalonga wurden früher Leprakranke isoliert.
Quarantäne: Auf der Insel Kalidon mit der Festung Spinalonga wurden früher Leprakranke isoliert.

»Lügen haben kurze Beine.« Michaelas Kommentar für das Gemälde an der Wand der kleinen Taverne ist kurz und bündig. Glück gehabt, schießt es mir durch den Kopf, als ich auf den Anlasser der ›Transe‹ drücke. MEINE Beine erreichen von der Sitzbank noch mühelos den Boden. »Aber hömma, trägt der Typ auf dem Bild etwa nur deshalb einen Stierschädel auf seinem Körper, weil er gelogen hat?!» Tadelnder Tonfall im Helmkopfhörer. »Nicht er, sondern sein Stiefvater Minos hat gelogen. Und dann hat ihm seine Frau Pasiphaë diesen Minotauros-Mix aus Mensch und Tier geboren, weil sie ihn doch mit einem Stier betrogen hat.« Fast hätte ich die butterweiche Enduro gegen eine Felswand geworfen. »Du willst mich auf den Arm nehmen, oder?!« Entrüstung auf der Gegenseite. »Saaag mal, hast du in Geschichte denn immer nur Kreidler-Prospekte unter der Bank gelesen? Fahr zu, und möglichst nicht so nah an die Felsen, wenn’s geht. Bei diesem Geschaukel kann ich mich kaum auf dem Sozius halten. Den Rest erfährst du, wenn wieder mal ein ›Amerikáno‹ (verlängerter Espresso) vor meiner Nase steht.«

Vom Winde verweht: Einst flatterten auf der Lasithi-Hochebene die weißen Segel Tausender Windmühlen.
Vom Winde verweht: Einst flatterten auf der Lasithi-Hochebene die weißen Segel Tausender Windmühlen.
Cover TF-Ausgabe 03/2024
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Wunderwelt: Die malerische Mirabello-Bucht bietet mit Elounda und Agios Nikolaos zwei Touristenmagnete.
Wunderwelt: Die malerische Mirabello-Bucht bietet mit Elounda und Agios Nikolaos zwei Touristenmagnete.

Ein fies böiger Wind fegt die Kourtaliotiko-Schlucht, bläst uns druckvoll durch den Canyon. Wenig später stehen wir auf einer steilen Klippe hoch über dem Ausgang der Schlucht und beneiden die Schwimmer zweihundert Meter tiefer am palmenbesetzten Strand von Preveli. Ein friedlicher Showdown des eben noch Schluchtenflitzers ›Megas Potamos‹, mit funkelndem Gegenlicht auf sanftem Wellengekräusel des Lybischen Meeres. Runterhüpfen, am besten in voller Montur! »Das Mopped tauschst du bitte morgen um! Ich rutsch’ die ganze Zeit in diese blöde Sitzkuhle und krieg Schläge ins Kreuz!« Ende des Tourentests.

Gut geschützt: Am Eingang zur Kotsifou-Schlucht duckt sich die Kapelle Agios Nikolaos in eine Felsnische.
Gut geschützt: Am Eingang zur Kotsifou-Schlucht duckt sich die Kapelle Agios Nikolaos in eine Felsnische.

Beruhigung und Einkehr. Zu ersterem treibe ich die ›Transe‹ in die völlig harmlose Kotsifou-Schlucht. Seitenständer neben der winzig kleinen Felskirche Agios Nikolaos. Tür auf, wir passen gerade so rein, Michaela fährt runter. DAS haben die Orthodoxen immer noch drauf. Ein spärlicher Lichteinfall, ein golden glänzendes Ikonenbild des Heiligen mit Dutzenden liebevoll ausgeschmückter Dankeskärtchen, wenn der Hausarzt versagt, der Glaube aber gesiegt hat. Völlig entspannt rollen wir hinab in die Bucht von Plakias. Ein kretisches Postkartenmotiv, mit Tavernendüften zur Mittagszeit und, noch rechtzeitig vor dem ›Amerikáno‹, hochprozentigem Joghurt mit Früchten und Honig. Pappsatt und gestärkt für die Fortbildung in griechischer Mythologie.

Zitterpartie: Auf der plankengedeckten Stahlträgerbrücke über die Aradena-Schlucht bitte nicht vom Gas gehen.
Zitterpartie: Auf der plankengedeckten Stahlträgerbrücke über die Aradena-Schlucht bitte nicht vom Gas gehen.
Reiseroute »KRETISCHES KURVENLABYRINTH«, ges. ca. 1100 km
Reiseroute »KRETISCHES KURVENLABYRINTH«, ges. ca. 1100 km

Januar-Ausgabe '24 des TOURENFAHRERs:

 

Spanien / Lanzarote:

 

»Vom Winter verweht«

 

Winterzeit ist Leidenszeit, jedenfalls für die meisten Motorradfahrer. Da locken die Kanarischen Inseln mit ewigem Frühling und sorglosem Tourenglück.

Michaela & Udo Staleker (Text & Fotos) haben auf Lanzarote »Aloe vera« als Medizin gegen den Winterblues getestet.

 

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Porentief: Luftiges Lavagestein bei der Cueva de los Verdes speichert das Wasser und schmückt sich mit Wolfsmilchgewächsen.
Porentief: Luftiges Lavagestein bei der Cueva de los Verdes speichert das Wasser und schmückt sich mit Wolfsmilchgewächsen.

Rumms! Mit kurzem Schütteln hat der Airbus A320 auf der Landebahn des »César Manrique-Lanzarote Airport« von Arrecife aufgesetzt und uns aus dem Winterschlaf gerissen. Bei der anschließenden Vollbremsung hätte selbst meine Kati daheim anerkennend mit den Reifen gepfiffen. Junge, Junge, als TUI-Kutscher sollte man auf diesem Flug aber restlos wach in den Tag gestartet sein.
Zwei Stunden später rollen wir auf der endlosen Promenade von Puerto del Carmen am Meer entlang. Alberto und Agustin von »Moto Rental & Travel« haben uns für vier Tage eine CB 500X bereitgestellt, dann dürfen wir »upgraden«. Die Dame unter mir stöhnt vernehmlich, altersbedingt, und dann noch zu zweit auf der Sitzbank… »Sag mal, hast du im Winter zugelegt?« Der Rippenstoß von hinten lässt die Honda weitab der Ideallinie schlingern. »Und du bist auch schon mal besser Motorrad gefahren!“ Retourkutsche, Stich ins Herz. Alberto, wir müssen reden!
In den Bars und Restaurants sind bereits zahlreiche Brexit-Flüchtlinge aus dem Vereinigten Königreich zum kanarischen Triathlon angetreten: Vulkanberge von unten, Kirchen von außen, Lokale von innen. Happy hour, happy people. Für »Bingo« ist es noch ein bisschen früh, also setzen wir am »Alten Hafen« den Blinker und ‘raus aus der Stadt.

Mondmission: Die Lavatrichter Lanzarotes wärmen nicht nur die Herzen von Motorrad-Winterflüchtlingen, sondern auch die Weinreben von »La Geria«.
Mondmission: Die Lavatrichter Lanzarotes wärmen nicht nur die Herzen von Motorrad-Winterflüchtlingen, sondern auch die Weinreben von »La Geria«.
Cover TF-Ausgabe 01/2024
Cover TF-Ausgabe 01/2024

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Cliffhanger: An der Westküste umtost die Brandung mit langen Wellen das Fischerdorf El Golfo.
Cliffhanger: An der Westküste umtost die Brandung mit langen Wellen das Fischerdorf El Golfo.

Tías mag es weiß. Und zwar so gründlich, dass Klementine von »porentief rein“ in neuer Dimension geschwärmt hätte. Weiß getünchte Häuser, ultraweiß der Glockenturm der Dorfkirche Nuestra Señora de La Candelaria. Und drei, vier Gasstöße weiter trägt selbst der Vulkanberg Montaña Blanca das Unschuldsweiß in seinem Namen. So, als wollte man den schwarzbraunen Auswurf des Feuerspuckers verharmlosen: »Keine Bange, ihr müsst nicht jede Nacht einen Teelöffel ins leere Trinkglas stellen.« Ein monochromes Landschaftsbild mit kompromisslos weißen Gehöften und Häusern, umrahmt von sorgsam gesetzten Mauern aus dunklem Lavagestein. Als Malermeister kannst du auf Lanzarote wenig falsch machen und als Steinmetz hast du nur selten die Qual der Wahl. Beides stimmig zusammenzubringen und mit Palmen, Kakteen und Sukkulenten effektvoll aufeinander abzustimmen, das haben die Lanzaroteños so wunderbar drauf, dass man selbst als farbenverwöhnter Mitteleuropäer dem rauen Charme extremer Kontraste bald erliegt.

Absacker: Im Restaurante Balcón de Femés verlinken sich Reisephilosophie und Sundowner.
Absacker: Im Restaurante Balcón de Femés verlinken sich Reisephilosophie und Sundowner.

Freies Angasen bis Teguise. Das Urdorf Lanzarotes erhielt schon im 15. Jh den Ehrentitel »Villa Real« und ein verschämter Rest königlicher Ausstrahlung ist unter Tourismusschminke auch heute noch zu erkennen. Am deutlichsten an einem Wochentag und wenn man bereit ist, die Motorradstiefel für ein Stündlein von den Fußrasten zu heben. Der schachbrettartig angelegte Ortskern hat zweifelsohne Charme und in mancher der Gassen mit ihren offenen, kühlen Innenhöfen fühlt man sich gar nach »Andalucía« versetzt. Oder man findet eine schlichte Bar, die noch einen traditionellen »Cortado leche y leche« serviert. Der zweistöckige kanarische Espresso,  liebevoll mit süßer Kondensmilch und heißer, aufgeschäumter Normalmilch bereitet, hebt gnadenlos die Augendeckel und wird für uns schnell zu einem Suchtfaktor. Über einen weiteren ist noch zu sprechen. Geduld bitte, erstmal wieder Motorrad fahren.

Erhebend: Die LZ10 garniert den Postkartenblick auf Haria mit alpiner Kurvenfreude.
Erhebend: Die LZ10 garniert den Postkartenblick auf Haria mit alpiner Kurvenfreude.
Reiseroute »VOM WINTER VERWEHT«, ges. 386 km
Reiseroute »VOM WINTER VERWEHT«, ges. 386 km

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