Aktuelle Reisereportagen 2024-25 im Magazin TOURENFAHRER 


Juli-Ausgabe '25 des TOURENFAHRERs:

 

Deutschland / Porzellanstraße:

 

»Omas Bestes«

 

Küchendienst ist für Motorradfahrer zuweilen Strafdienst. Spätestens wenn dabei etwas danebengeht oder gar Porzellan zerschlagen wird. 

 

Doch aus der Not lässt sich eine durchaus akzeptable Motorradtour machen, dachten Michaela & Udo Staleker (Text & Fotos) und verbrachten ein unterhaltsames Wochenende an der fränkisch-bayerisch-thüringischen Porzellanstraße.

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Kaffeepause: Omas beste Kanne am Ortseingang von Selb reicht locker für eine Clubausfahrt.
Kaffeepause: Omas beste Kanne am Ortseingang von Selb reicht locker für eine Clubausfahrt.

Krach, Klirren, Geschepper! Neben mir geht mein Mann mit dem Frühstückstablett in Hockstellung. 45 Grad Neigung, das konnte nicht gutgehen. Der Weg zum Hausmann ist offenbar steinig. In diesem Fall wohl eher porzellanig. Und jaaah, ganz richtig bemerkt, mein Bester: Das war einer der vorletzten Arzberger Teller aus dem Erbmasse meiner Oma!! Nummer 222, verraten die Scherben. Fest die Zähne zusammenbeißen. Nicht zu schreien ist die höchste Form der Selbstbeherrschung. 

Fassungslos: Burg Lauenstein muss mit ansehen, wie sich der Wald zunehmend von seinen Bäumen verabschiedet.
Fassungslos: Burg Lauenstein muss mit ansehen, wie sich der Wald zunehmend von seinen Bäumen verabschiedet.
Mit Leib und Seele: In Thüngfeld preist David Hertl seine charaktervollen Biere in der »kleinsten und geilsten Brauerei« Frankens an.
Mit Leib und Seele: In Thüngfeld preist David Hertl seine charaktervollen Biere in der »kleinsten und geilsten Brauerei« Frankens an.
Cover TF-Ausgabe 07-2025
Cover TF-Ausgabe 07-2025

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»Mea culpa«, sagt mein Bester, rührend reuig und nimmt mich in den Arm. Zwei Minuten später breitet er eine Straßenkarte vor mir aus. »Den ersetzen wir natürlich«, versprechen mir Dackelaugen, »lass uns nach Arzberg fahren. Ich hab’ eben gegoogelt, dort gibt es noch einen Werksverkauf direkt neben der ehemaligen Porzellanfabrik. Mit ein wenig Glück finden wir noch Restbestände von Omas Bestem. Und weißt du was? Wir fahren auf Umwegen dorthin, machen daraus ‘ne geile Wochenendtour. Mein Angebot: mit zwei Übernachtungen.« Motorradmänner wissen, wie man Frauen ködert. »Da gibt’s nämlich eine Porzellanstraße. Die führt uns vom Steigerwald über Bamberg an den Rand der Fränkischen Schweiz, dann weiter durch den Frankenwald und in einem weiten Bogen hinauf ins Fichtelgebirge. Die Route streift weiter südlich sogar noch den Oberpfälzer Wald und quert auf dem Rückweg wieder hinüber in die Fränkische Schweiz nach Bamberg. Links und rechts der Straße gibt’s nicht nur trockene Porzellangeschichte, sondern jede Menge Hingucker und natürlich Kurvenspaß ohne Ende.« Mein Mann ist nun offensichtlich in seinem Element. Hab’ ich es doch geahnt. Am Ende läuft es wieder aufs Moppedfahren hinaus …

Frühaufsteher: Am Morgen gehört das Kopfsteinpflaster im oberfränkischen Fachwerkjuwel Kronach noch der Enduro.
Frühaufsteher: Am Morgen gehört das Kopfsteinpflaster im oberfränkischen Fachwerkjuwel Kronach noch der Enduro.

Ein Hoch mit Sonne und lockerer Bewölkung. Drei Tage ganz ohne Gewitter oder Sturzregen. Ich checke noch mal kurz, ob der ZDF-Meteorologe Sven Plöger tatsächlich von Süddeutschland spricht oder vielleicht doch vor der Sendung ein legales Haschpfeifchen geraucht hat?! Doch unser Tröster in Zeiten dunkelster Wolkenhimmel scheint nüchtern und frei von jedem Verdacht.
»Hast du etwa schon gepackt?« Wiederauferstanden aus dem Fernsehsessel hat mein Porzellanterminator einen Blick aufgesetzt, als würde die Butter gerade zum Nachbartisch wandern. Jetzt hat er Stress und ich kann in Ruhe eine Route rund ums Weiße Gold plotten und in die Kartentasche des Tankrucksacks schieben.

Schiefer Blick: An der Oberen Saale haben die Dachdecker von Lehesten den »Naturpark Thüringer Schiefergebirge« wirklich ernst genommen.
Schiefer Blick: An der Oberen Saale haben die Dachdecker von Lehesten den »Naturpark Thüringer Schiefergebirge« wirklich ernst genommen.
Reiseroute »OMAS BESTES«, ges. 718 km
Reiseroute »OMAS BESTES«, ges. 718 km

Mai-Ausgabe '25 des TOURENFAHRERs:

 

Griechenland / Kykladeninsel Naxos:

 

»Perlenparadies«

 

Die griechischen Kykladeninseln locken für gewöhnlich mit dem Ägäis-Dreisprung Sonne, Strand und Meer. Dabei kommen auch Motorradfahrer durchaus auf ihre Kosten, wenn sie auf Naxos anlegen und nach Reiseperlen im Hinterland tauchen. 


Michaela & Udo Staleker (Text & Fotos) haben besonders schillernde Exemplare gefunden.

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Strand satt: Auf dem Weg nach Mikri Vigla in der Plaka-Bucht verschmelzen Trail und Mandala Beach.
Strand satt: Auf dem Weg nach Mikri Vigla in der Plaka-Bucht verschmelzen Trail und Mandala Beach.

Apollon hat’s wirklich drauf, das muss man dem alten Griechen lassen. Der Gott des Lichts platziert die untergehende Sonne goldglühend neben den Türpfosten des mächtigen Portara-Portals seines nie vollendeten Palastes. Die vorgelagerte, über einen Damm mit Naxos Chora verbundene Insel Palatia wird minutenlang zu einem flammenden »Cirque du Soleil«. Kein Zweifel: Straßenkünstler Guy Laliberté, der kanadische Gründer der gleichnamigen Bühnenshow, war im Urlaub auf Naxos und hatte sein Notizbuch dabei.
Michaela schwebt und genießt, während ich unruhig an unserem Perlensäckchen nestele und mir fast den Finger auf dem Auslöser der Kamera verbiege. Bitte endlich mal ein Bild ohne die dekorativen Köpfe von Sonnenanbetern mit Selfie Stick. Kurz bevor »Madame Soleil« mit einem blutroten Abtauchen im silbrig glänzenden Ägäis-Schaumbad verschwindet, steigert sich an der Portara allabendlich die Bewundererdichte auf Times Square-Niveau. Kapitulation, Kamera runter.

Stein um Stein: In den Flerio-Brüchen wird seit der Antike der weiße Naxos-Marmor abgebaut.
Stein um Stein: In den Flerio-Brüchen wird seit der Antike der weiße Naxos-Marmor abgebaut.
Lila Pause: Oleanderrausch an der Bergstraße zwischen Apiranthos und Moutsouna an der Ostküste.
Lila Pause: Oleanderrausch an der Bergstraße zwischen Apiranthos und Moutsouna an der Ostküste.
Cover TF-Ausgabe 05-2025
Cover TF-Ausgabe 05-2025

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Hey, wir haben doch noch Frühjahr! Was mag hier wohl abgehen, wenn im Juli-August europäische und nordamerikanische Fluglinien den Beweis antreten, dass man die Kykladen nicht nur als Perlenfischer per Enduro bereisen kann? »Flugverbot«, schießt es mir durch den Kopf, als wir über den vom Meerwasser überspülten Damm in den Hafen von Naxos zurücktrippeln, doch Michaela kontert: »Du bist nicht allein auf der Welt.« Ja, das ist mir auch schon aufgefallen.

Der Abend scheint genug von der Hitze des Tages zu haben, kühlt Naxos mit einer Meltemi-Brise von See her, taucht das dunkelbraune venezianische »Kastro« und die wäscheweißen würfelförmigen Häuser des Burgbergs in ein warmes Orange. Chora, wie Naxos-Stadt inselläufig genannt wird, hat inzwischen Shorts und T-Shirts mit luftigen Abendkleidern getauscht, ich habe was zu gucken und bin emotional wieder im Sinkflug. Ist doch auch schön, nicht ganz so allein zu sein und Englisch verstehe ich sowieso viel besser als Griechisch.

Sundowner: Auf dem Rückweg von Apollonas zur Inselhauptstadt legt die Küstenstraße hinter dem Bergdorf Agia fetzigen Rock ’n’ Roll auf.
Sundowner: Auf dem Rückweg von Apollonas zur Inselhauptstadt legt die Küstenstraße hinter dem Bergdorf Agia fetzigen Rock ’n’ Roll auf.

Nach einer Stunde Schnitzeljagd im Gassengewirr und fußläufigem Perlentauchen zwischen in- und aufeinander geschachtelten Häusern, durch bunte Boutiquen und Läden, über Treppen und Vorhöfe meldet mein Magen Protest an: »Essen fassen! Und morgen wird Mopped gefahren!!“ Meine Frau hat bekanntlich auf alles eine Antwort: «Durchhalten, Maro’s Taverna liegt grad um die Ecke. Wird dir garantiert gefallen.«
Stühle auf der Gasse, drinnen bunt gemischtes Publikum, Holztische in verwinkelten Ecken und Erkern, Schwarzweißfotos, die belegen, dass Maro früher mal Motorrad fahren durfte, hausgemachte traditionelle Gerichte und ein D-u-f-t … Schon eine Gasse vorher dekodiert meine Nase gegrillten Tintenfisch, frittierte Zucchini, scharf gewürzte Bifteki und reichlich Knoblauch. Hinsetzen, Mund halten, einfach nur da sein. (...)

Buschräuber: ginstergelber Kurventanz im Fanari-Gebirge zwischen Moni und Sifones.
Buschräuber: ginstergelber Kurventanz im Fanari-Gebirge zwischen Moni und Sifones.
Reiseroute »PERLENPARADIES«, ges. 264 km
Reiseroute »PERLENPARADIES«, ges. 264 km

März-Ausgabe '25 des TOURENFAHRERs:

 

Tschechien-Polen-Deutschland / Oder-Reise:

 

»Brückenschläge«

 

Jahrzehntelang war die Oder in den Köpfen der Menschen verknüpft mit der Neiße. Eine politische Grenze, die zwei Völker unerbittlich trennte. Mit dem Mauerfall und der EU- Osterweiterung rückt Polens vergessene Odra zunehmend in die Mitte Europas und verbindet, was die Oder einst trennte.


Michaela & Udo Staleker (Text & Fotos) haben den Strom begleitet.


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Innehalten: »Friede und Freundschaft mit allen Völkern«, verkündet die Friedensglocke in Frankfurt (Oder) als mahnende Botschaft.
Innehalten: »Friede und Freundschaft mit allen Völkern«, verkündet die Friedensglocke in Frankfurt (Oder) als mahnende Botschaft.

Auf den letzten fünfzig Kilometern hat sich die Landschaft runderneuert. Die sommerheißen Ebenen der böhmisch-mährischen Höhe entlassen die Landstraße ins Flusstal der Morava. 31 Grad auf der Anzeige im Display der KTM: Erbarmen! Mit dem barocken Olomouc (Ölmütz) am Flussufer beginnt ein erstes Durchatmen. Michaela fingert nochmal kurz in Google, überträgt TomTom zwei neue Routenpunkte. Augenzwinkern und »Nicht dass uns das Oder-Baby noch durch die Lappen geht.« Kurz hinter dem Dorf Velký Újezd zackt die schmale 441 direkt ins Quellgebiet der Odra. Keine fünf Gasstöße später ankert meine Flusslotsin neben dem Dorf Kozlov: »Irgendwo da hinten in den Oderbergen liegt der Fidlův kopec, zu Deutsch Fiedelhübel. Fleißige Wanderer finden dort die überdachte Oderquelle.« Wusste ich doch, dass diese Kreißsaalgeschichte noch einen Haken hat. »Und da DU natürlich keine Wanderstiefel dabei hast, schlage ich vor, dass wir unser Flussbaby nach seiner Geburt erstmal still vor sich hinplätschern lassen und dem Knaben erst ab Spálovský Mlýn in die Seite fahren, wenn er schon laufen kann. »Fahren« ist das Stichwort. Ich liebe meine Frau.

Neben dem Strom: Über einen Seitenarm der Oder verbindet eine alte Gitterträgerbrücke Kruszyna und Prẹdocin.
Neben dem Strom: Über einen Seitenarm der Oder verbindet eine alte Gitterträgerbrücke Kruszyna und Prẹdocin.
Harmonie: Kurz vor Nowa Sól bieten Odra und Brückenschlag ein perfektes Ensemble.
Harmonie: Kurz vor Nowa Sól bieten Odra und Brückenschlag ein perfektes Ensemble.
Cover TF-Ausgabe 03-2025
Cover TF-Ausgabe 03-2025

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Kinderstube. Seit neuestem navigiert »Major Tom« offensichtlich auch über Wanderwege. Was da mit gut 20 Prozent Gefälle ab dem Dorf Spalov in den Laufstall unseres Lieblingsflusses hinabbolzt, ist mit dem Wort »Straße« geradezu euphemistisch beschrieben. Unten angekommen dann großes Hallo. Unter ihrer ersten Brücke purzelt munter Odra-Oder und da heute Sonntag ist, pilgern Gott und die Tschechen durch das Flusstal zur Maria skála, einem beliebten Wallfahrtsfelsen mit Trinkwasserquelle. Unzählige Grillstellen, Jugendcamping und Parkplatzgeschammel. Von wegen beschauliche Kindheit.
Wieder befreit und übermütig fließt Odra durch lichten Wald mit flirrendem Sonnengefunkel nach Heřmánky und Jakubčovice nad Odrou. Fast beleidigt muss der junge Fluss kurz darauf in Odry eine städtische Begradigung seines Bettes erdulden, geradezu herzlos. Wir besänftigen den Schaum auf seinem Wasser, vertrösten mit Wiedergutmachung am nächsten Tag und nehmen derweil Quartier im Hotel Graphic in Nový Jičin. Ruhige Lage, frisch renoviert, für Küche & Koch gibt’s drei Sterne. Das Dobrou noc (Gute Nacht) zu später Stunde klingt ehrlich und von Herzen.

Abkühlung: Ein feiner Sprühnebel aus Hydranten kühlt in Wroclaw (Breslau) das Kopfsteinpflaster des Rynek.
Abkühlung: Ein feiner Sprühnebel aus Hydranten kühlt in Wroclaw (Breslau) das Kopfsteinpflaster des Rynek.

Stromerzeit. Der Weg über die Dorfweiler Mankovice, Jesenik nad Odrou und Studénka gehört mit Sicherheit zu den glücklichsten Lebensabschnitten der Odra. Ein verspieltes Mäandern durch sattgrüne Wiesen und Auen, flankiert von malerischen Teichen und Tümpeln, fernab der Straße und kindgerecht unberührt. Odra ahnt noch nichts von der Bürde eines industriellen Transportweges. Von harten schlesischen Arbeitsjahren in ihrem Ober- und Mittellauf. Von Begradigungen und Staustufen, spätestens seit sich nach der Okkupation Schlesiens durch König Friedrich II. preußische Ingenieure im 18. und 19. Jh. die Schiffbarmachung der Oder auf die Fahnen geschrieben hatten. Gut so, denn wie alle Kinder würden auch Flussknaben zuweilen nicht wachsen wollen, wüssten sie vom Los ihrer Zukunft.

Flussbegleiter: Auf dem Weg ins tschechische Ostrava leistet sich die junge Oder mnalerische Fischweiher neben der Straße.
Flussbegleiter: Auf dem Weg ins tschechische Ostrava leistet sich die junge Oder mnalerische Fischweiher neben der Straße.
Reiseroute »BRÜCKENSCHLÄGE«, ges. 935 km
Reiseroute »BRÜCKENSCHLÄGE«, ges. 935 km

Februar-Ausgabe '25 des TOURENFAHRERs:

 

Griechenland / Kykladeninseln Andros & Tinos:

 

»Perlenfischer«

 

Bereits im Altertum wurden sie die »Perlen von Hellas« genannt. Die griechische Inselgruppe der Kykladen liegt in der tiefblauen Ägäis und bietet ein abenteuerliches »Island Hopping« mit kultureller Vielfalt. 


Michaela & Udo Staleker (Text & Fotos) haben im ersten Teil ihrer Reise auf Andros und Tinos schillernde Perlmuscheln geerntet.

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Stillgestanden: Die Steinsäule am Strand »Tis Grias to Pidima« erzählt noch heute vom Verrat der Burg Faneromeni.
Stillgestanden: Die Steinsäule am Strand »Tis Grias to Pidima« erzählt noch heute vom Verrat der Burg Faneromeni.

»Ich gebe euch einen Briefumschlag mit auf den Weg, den ihr bitte auf der Insel Tinos in der großen Wallfahrtskirche Panagia Evangelistria für uns abgebt. Wir bitten für die Gesundheit der Menschen, die uns nahestehen, für unsere Familien und unsere Freunde.«
Eirini steckt uns noch einen zweiten kleinen Umschlag zu, ganz ernst, fast geheimnisvoll: »Und bei der Ikonostase seht ihr einen Ständer mit brennenden Opferkerzen. Zündet bitte eine für uns an und steckt das Geld in die Spendenbox daneben.«
Der kleine Umschlag wandert in meinen Tankrucksack. Während der Motor meiner KTM nun schon seit Stunden auf der E75 Richtung Athen grummelt, kehren meine Gedanken immer wieder zu dieser seltsamen Abschiedsszene zurück. Unsere griechische Gastgeberin ist eine moderne Frau, trägt Verantwortung für eine touristische Einrichtung mit beachtlicher Infrastruktur. Eine Frau, die es gewohnt ist, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, Entscheidungen für ihre Mitarbeiter zu treffen. Aber da gibt es noch eine zweite, philosophische Welt. Mit einem Glauben, ganz tief in ihrem Herzen, und einem Himmel für alle Menschen.

Straßenwächter: Kritisch beäugt von orthodoxen Ziegen, schleicht sich die Enduro nach Volax.
Straßenwächter: Kritisch beäugt von orthodoxen Ziegen, schleicht sich die Enduro nach Volax.
Griechische Hinkelsteine: Auf dem Granitfelsen-Plateau bei Falatados hätte Obelix neue Herausforderungen gefunden.
Griechische Hinkelsteine: Auf dem Granitfelsen-Plateau bei Falatados hätte Obelix neue Herausforderungen gefunden.
Cover TF-Ausgabe 02-2025
Cover TF-Ausgabe 02-2025

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»Andros vorauuus!« Die Tickets wild schwenkend stürmt mein Mann aus dem »Fast Ferries«-Büro im Hafen von Rafina. Männer mutieren gern mal zu lauten Jungs, motorradfahrende zuweilen auch öfter. »Andros«, hat er gestern Abend mit wichtiger Miene rezitiert, «das ist die Insel der Seefahrer, der Kapitäne. Keine kleinen Fischkutter, sondern dicke Pötte.  Man nannte sie früher sogar Mikra Anglia, das kleine England. In den 30ern waren dort fast ebenso viele Schiffe registriert wie in Piräus. Hammer, oder?!«
Wie viele Tsipouro hatte er am Vorabend? »Wir werden aufs Meer hinaus fahren. Mit der dicken KTM als Fangschiff und deiner zarten CRF als Beiboot. Die Kykladen erkunden, von Insel zu Insel hüpfen, nach kostbaren Perlen tauchen.« Seine Kati hat in solchen Momenten keinen Bremshebel mehr…

Ganz griechisch: Mit der späten Nachmittagssonne blenden die Häuser am Hafen von Panormos wäscheweiß.
Ganz griechisch: Mit der späten Nachmittagssonne blenden die Häuser am Hafen von Panormos wäscheweiß.

Hinter dem sprudelnden Fahrwasserschweif der Fähre möchte die Sonne sich soeben schlafen legen. Gavrion empfängt Seefahrer weiß geschachtelt und gestaffelt am Berghang. Getüncht in warmen, milden Farben und völlig gechillt. Keine Stunde mehr und die Juninacht fällt vom Himmel. Stille kehrt ein, als die Fähre den Hafen wieder verlassen hat. Ein, zwei Segler kreuzen noch quer, zwei hungrige Enduristen kreisen um wenige noch offene Tavernen, ein paar Einheimische rauchen am Kai. »So muss das sein«. Mein Perlenfischer ist sichtlich zufrieden und startet beim Absacker-Wein noch einmal das Bildungsprogramm: »Andros, die nördliche Perle der Kyklades. Eine unbekannte Schöne, oft nur Zwischenanleger auf der Seereise nach Naxos oder Mykonos. Das touristische Waisenkind unter den Kykladeninseln.« Jetzt Buch zu, den sanften Schlag der Wellen gegen die Kaimauer genießen und die erwartungsfrohe Spannung an den Frühstückstisch im Andros Holiday retten. Die Enduros maulen sich in die Nacht, regnet es doch tatsächlich ein paar Bindfäden (...)

Showdown: An der Südwestküste von Tinos genehmigt sich die Abendsonne ein Bad in der aalglatten Ägäis.
Showdown: An der Südwestküste von Tinos genehmigt sich die Abendsonne ein Bad in der aalglatten Ägäis.
Reiseroute »PERLENFISCHER«, ges. 248 km
Reiseroute »PERLENFISCHER«, ges. 248 km

November-Ausgabe '24 des TOURENFAHRERs:

 

Dänemark / Vendsyssel-Thy:

 

»Nordlicht«

 

Vendsyssel-Thy ist Dänemarks Mütze und eine Region »nordenfjords«. Jenseits des Limfjords schärfen sich die Konturen von Land und Meer und jotwede, wenn fast nichts mehr bleibt, feiern Kattegat und Skagerrak Hochzeit.


Michaela & Udo Staleker (Text & Fotos) waren eingeladen, erlebten eine raue, wilde Natur und überraschend glückliche Menschen.

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Endlos: Im Nationalpark Thy strecken sich Straße, Strand und Skagerrak in paralleler Harmonie.
Endlos: Im Nationalpark Thy strecken sich Straße, Strand und Skagerrak in paralleler Harmonie.

»Aggersundbroen« zittert leicht, als sich die Stollen unserer »schweren Reiseenduros« mit dem Brückenbelag verzahnen. Heftige Böen peitschen den Limfjord, setzen seinem Wasser Schaumkronen auf und drücken es mit Macht in den schmalen Aggersund. Sie wird doch halten, die Gute. Macht sie immerhin schon seit 1942 und damals haben die Nazis ihr schließlich noch ganz andere Lasten zugemutet, als sie ihre Bunker bei Løgstør bauten, um den Schiffsverkehr im Fjord und die Straße nach Vesthimmerland im Griff zu haben. Böse Zeiten und blöde Erinnerungen, selbst für jüngere Dänen, die all das nur aus dem Geschichtsbuch oder von »Bedstefar og mormor« (Opa & Oma) her kennen.
Jedenfalls kommt Rasmus Steiniche so richtig in Schwung, als wir nach kilometerlangem Betonplattengeholper auf seinem Naturplatz »Tranum Klit Camping« einlaufen, laut stöhnen und die Bandscheiben kurz durchnummerieren.

Mal ausruhen: Pausierende Kutter am norddänischen Thorup Strand.
Mal ausruhen: Pausierende Kutter am norddänischen Thorup Strand.
Bridge of Change: Mit der »Aggersundbroen« öffnen sich die Strandparadiese der »Jammerbugt«.
Bridge of Change: Mit der »Aggersundbroen« öffnen sich die Strandparadiese der »Jammerbugt«.
Cover TF-Ausgabe 11-2024
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»Ja, ihr denkt, das haben die Deutschen gebaut. Aber wir waren ja von euch besetzt.« Und dann erzählt Rasmus von dänischen Arbeitstrupps mit nicht nur Freiwilligen, die in drei Jahren Knochenarbeit bei Aggersund mit Hand anlegten und neben der Brücke auch die allerorts noch sichtbaren Befestigungsanlagen und die Straßen bauen halfen. Wir ziehen sanft den Bremsfallschirm, bevor es ins Detail geht. Vermintes Gelände und wir sind gottfroh, dass die »Jammerbugten« (Bucht) heute kaum noch Gründe zum Klagen hat. Bestenfalls touristische, wenn sich im Sommer eine weiße WoMo-Armada zur Eroberung der Traumstrände zwischen Bulbjerg und Lønstrup in Bewegung setzt.
Nicht jammern, es ist Anfang Juni und alles ist ruhig. Und vor allem hell, wie der nächste Morgen, der mich glockenwach um halb sechs aus dem Schlafsack schiebt. Um es klarzustellen: Ich bin eigentlich Langschläfer, aber wenn die Morgensonne Frühschicht hat und die Bäume und Büsche um uns herum in warmes Goldlicht tunkt, dann wäre es doch fast ein Verbrechen … Verrückt. Von Tranum nach Hohenlohe sind es nur schlappe 1000 Kilometer, machbar an einem deutlichen Fahrtag, wie »Iron Ass«-Freunde bestimmt bestätigen können. Und ZACK, bist du völlig jotwede, in einer anderen Welt mit einem anderen Licht.

Gestrandet: An Dänemarks größtem Küstenanlandungsplatz »Thorup Strand« können bis zu 20 Fischkutter gleichzeitig ausruhen.
Gestrandet: An Dänemarks größtem Küstenanlandungsplatz »Thorup Strand« können bis zu 20 Fischkutter gleichzeitig ausruhen.

Apropos Fingerschnipsen: Unsere Wickie wollte nicht mit. »Kenn’ ich doch alles! War doch jaaahrelang mein Zuhause. Die Wikingerburg Aggersborg, gleich nebenan, wenn ihr den Limfjord kreuzt. Sieht man nicht mehr viel von. Den Rest vom Graben und Erdwall vielleicht, ein paar Holzstümpfe, wenn ihr Glück habt. Die Pallisaden und Tore, die Langhäuser — all das müsst ihr euch vorstellen. Ist lange her, aber guckt sie euch an, die Heimat der starken Männer. So was gibt’s ja heute kaum noch!«
Sprach’s bei unserer Fährankunft in Bøjden (siehe Reportage »Hyggeland«, TF XX/2024), setzte sich in sein Drachenboot, murmelte noch irgendwas von ›Kartoffelfest der Wikinger auf Samsø‹ und ZACK, weg war er. Ende unserer Zeitreise mit Wickie. Irgendwie schade um den kleinen Schlauberger und seine guten Tourentipps.

Just married: Jotwede bei Grenen geht Dänemark während der Hochzeit von Skagerrak und Kattegat endgültig das Land aus.
Just married: Jotwede bei Grenen geht Dänemark während der Hochzeit von Skagerrak und Kattegat endgültig das Land aus.
Reiseroute »NORDLICHT«, ges. 638 km
Reiseroute »NORDLICHT«, ges. 638 km

September-Ausgabe '24 des TOURENFAHRERs:

 

Dänemark / Dänische Südsee:

 

»Hyggeland«

 

Das skandinavische Nachbarland Dänemark ist für Motorradreisende oft nur Durchgangsstation auf dem Weg nach Norwegen oder Schweden. Zu Unrecht, wie Michaela & Udo Staleker (Text & Fotos) herausfanden. Auf ihren Touren an den Ufern der Dänischen Südsee erlebten sie landschaftliche Vielfalt ein ein hyggeliges Lebensgefühl.

 

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Warme Mützen: Die reetgedeckten Fachwerkhäuser an der »Margueritruten« zwischen Føns und Rud trotzen jeder Wetterlage.
Warme Mützen: Die reetgedeckten Fachwerkhäuser an der »Margueritruten« zwischen Føns und Rud trotzen jeder Wetterlage.

WetterDotKomm bietet mal wieder das volle Unterhaltungsprogramm. Von wegen »Komm«, wohl eher »Bleibweg«! Vor allem im Alpenrevier und noch deutlicher im mediterranen Süden. Hitzewellen, Starkregen, Überschwemmungen mit Bootlefahren auf Campingplätzen und in Fußgängerzonen. »N-e-i-n, wir diskutieren jetzt nicht, woran das wohl liegt!«. Meine Frau kann sehr streng sein. »Dann drehen wir die Europakarte einfach mal auf den Kopf. DA ist’s sonnig und DA wollte ich schon immer mal hin.«
Die Straßenkarte auf dem Esstisch zeigt die Umrisse von Dänemark. Och nööö, nicht Plattland! Das ist jetzt nicht ihr Ernst. Wortlos verziehe ich mich zum Antifrustprogramm in die Garage. Die dicke KTM hat wohl gelauscht und protestiert: »Ohne mich! Keine Kurven, keine KTM! Und dann höchstens 70 auf der Landstraße. Soll die Honda mitfahren, die steht voll auf hygge.« Das Mitbestimmungsrecht für Motorräder war wohl keine so gute Idee.

Blick zurück: Kanonen und ein Gedenkstein erinnern am Kleinen Belt an die Schleswig-Holsteinische Erhebung 1848-1851.
Blick zurück: Kanonen und ein Gedenkstein erinnern am Kleinen Belt an die Schleswig-Holsteinische Erhebung 1848-1851.
Cover TF-Ausgabe 09-2024
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Suchtpotenzial: Sonnenuntergänge am Gamborg Fjord verführen zum Dauerurlaub in der Dänischen Südsee.
Suchtpotenzial: Sonnenuntergänge am Gamborg Fjord verführen zum Dauerurlaub in der Dänischen Südsee.

Erinnert ihr euch noch an »Wickie und die starken Männer«? Spannende Abenteuer eines Wikingerjungen im Drachenboot auf hoher See. Mir ist der sympathische Kerl wieder eingefallen, als unsere Enduros über die Ny Lillebæltsbroen rollen, die neue Brücke über den Kleinen Belt, die Jütland bei Middelfart mit der Insel Fyn (Fünen) verbindet. Immer gut drauf, schmächtig und daher stets unterschätzt, dafür herzerfrischend pfiffig. Dreimal unter der Nase gerieben und ZACK: mit einem Fingerschnipsen hat Wickie die Lösung für jedes Problem. Der Tipp mit der Dänischen Südsee kam natürlich von dem kleinen Schlauberger. »Passt bestimmt gut zu euch, ganz besonders zu den CRFs. Mein Drachenboot wird ebenfalls oft belächelt, von wegen Reiseboot und so. Und ZACK, bin ich da, wo auch die Dickschiffe hinwollen. Mit ein, zwei Pausen weniger und dafür nur zweieinhalb Litern Met auf hundert Ruderschläge.« Was bringt mehr Spaß als der Triumph der Kleinen über die Großen? DIE mit der geschwellten Trommelbrust. Lächelnder Emoji.

Dreiseithof: Traditionelle Fünen-Höfe wie die zwischen Faaborg und Haarby sind begehrte Renovierungsobjekte.
Dreiseithof: Traditionelle Fünen-Höfe wie die zwischen Faaborg und Haarby sind begehrte Renovierungsobjekte.

Seemöwenblick auf den Lillebælt. Mit einer Spannweite von 600 Metern zwischen ihren 120 Meter hohen Pylonen bietet die 1970 in Betrieb genommene Hängebrücke filmreifen Augenschmaus. »Halt mal den Schnabel!«, funkt die vorausfahrende Sprechanlage und wir rollen im Dritten megascharf rechts, bis selbst die eher gelassenen Dänen die Finger nicht mehr von der Hupe lassen können. Rechterhand das Häusermeer von Middelfart, über eine ältere, kombinierte  Eisenbahn- und Straßenbrücke mit Jütland verbunden. Und noch weiter westlich schweift der Blick dann das Slotsbanke (Schlossufer) entlang, hinein in den Kolping Fjord und hinüber zur vorgelagerten Insel Fænø in der Meerenge von Snævringen. Dazwischen Strände und Bootsliegeplätze vor weiß hingetupften Anwesen direkt am Belt. Kann man so was kaufen oder braucht man dazu den dänischen Erbonkel? »Mega, oder?!« Und weil’s so schön war, nehmen wir die erste Ausfahrt nach Middelfart, machen einen U-Turn und rollen noch einmal retour. Der sich zur Ostsee hin malerisch öffnende Belt mit der Industriestadt Fredericia soll ja schließlich nicht beleidigt sein.

Widerstand zwecklos: Mehlbeerbaum-Alleen in Odenses Süden lassen keinen Zweifel, woher der Wind weht.
Widerstand zwecklos: Mehlbeerbaum-Alleen in Odenses Süden lassen keinen Zweifel, woher der Wind weht.
Reiseroute »HYGGELAND«, ges. 1065 km
Reiseroute »HYGGELAND«, ges. 1065 km

Juni-Ausgabe '24 des TOURENFAHRERs:

 

Deutschland / Hohenlohe:

 

»Wied'r dahaam«

 

Wer gern auf langen Motorradreisen die Welt erkundet, vergisst zuweilen, wie schön die eigene Heimat vor der Haustür ist.

Eine schlitzohrige Wiederentdeckung der Region Hohenlohe von Michaela & Udo Staleker (Text & Fotos).

 

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Massivbau: Balthasar Neumanns sechsbogige Natursteinbrücke von 1733 hilft Motorrädern über die Tauber.
Massivbau: Balthasar Neumanns sechsbogige Natursteinbrücke von 1733 hilft Motorrädern über die Tauber.

»Sooch a’mol, Günter, gescht’rn isses woll a weng spät worre, od’r? Dai Wechselgeeld hasch v’rgesse …« Der Günter tappelt zur Theke zurück, nimmt unter dem strengen Blick der Metzgerin sein Wechselgeld entgegen. »Was hasch denn eikaaft?«, fragt frotzelnd jemand aus der Warteschlange.  Jetzt strahlt d’r Günter: »Fleischkäscordonblö!«. Zungenschnalzen aus dem Publikum. Die Metzgerin sieht das Fragezeichen auf meiner Stirn. »Für Sie als Nei’g’schmeckter: Wir nehmen ein Kalbsschnitzel, eine Scheibe Käse, dann eine Scheibe Fleischkäse, noch eine Scheibe Käse und zum Abschluss wieder ein Kalbsschnitzel. Nun noch panieren und in der Pfanne ausbraten.« Und mit Rückfall ins Hohenlohische: »Uns’r Günter kaaft des dreimol d’ Woch!« Im Publikum hebt einer mit Nickelbrille die Hand: »Gibt es das auch vegan?« Vielstimmiges Gemurre. »Sou ebbes braucht’s net!!!« Die Nickelbrille verstummt und kann von Glück reden, dass sie überhaupt noch bedient wird.
Wieder zurück beim Motorrad versucht Michaela, meinen Dialektfrust zu glätten: »Hab’ ich dir doch erklärt: Wenn man von einem Dorf zum nächsten ein Wörterbuch braucht, dann sammâ wied’r dahaam bei’d Hohâloher Leit. Alles gut, mein Bester, ich bin ja bei dir.«

Spa an der Jagst: am Bächlinger Wehr im Liegestuhl »fläze« und die heißen Füße kühlen.
Spa an der Jagst: am Bächlinger Wehr im Liegestuhl »fläze« und die heißen Füße kühlen.
Cover TF-Ausgabe 06-2024
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Mystisch: Die Anhäuser Mauer als Rest eines Bebenburger Klosters ist seit 1557 von allen guten Mönchen verlassen.
Mystisch: Die Anhäuser Mauer als Rest eines Bebenburger Klosters ist seit 1557 von allen guten Mönchen verlassen.

Akustisch zurückhaltend rotzelt die KTM durch Brettheim. Kurz vor dem Ortsausgang kommandiert der Kopfhörer plötzlich: »Zieh mal links rein!« Sekunden später halten wir am Dorffriedhof unter den Kronen zweier mächtiger Linden. »Die Männer von Brettheim«, erklärt mai Fraa und deutet mit dem Finger auf eine Gedenktafel an der Friedhofsmauer. »Der Vorfall ereignete sich in den letzten Kriegstagen. Als die Amis mit ihren Panzern schon ganz in der Nähe die Kaiserstraße nach Blaufelden runterrollten, meinten ein paar Hitlerjungen, noch zum Endsieg beitragen zu müssen. Mit ein paar Panzerfäusten, Handgranaten und Karabinern vom Volkssturm, wie das damals wohl hieß. Jedenfalls nahmen der Bürgermeister Gackstatter, der Dorfschullehrer Wolfmeyer und der Bauer Hanselmann den Buabe kurzerhand die Waffen weg und versenkten sie im Löschteich.«

Mit eiserner Hand: Im Zisterzienserkloster Schöntal ruhen die Gebeine des Hohenloher Ritters Götz von Berlichingen.
Mit eiserner Hand: Im Zisterzienserkloster Schöntal ruhen die Gebeine des Hohenloher Ritters Götz von Berlichingen.

»Effektive Abrüstungsmaßnahme!« Doch Michaela ist nicht nach Scherzen: »Die Hitlerjungen haben natürlich alles der SS berichtet, die daraufhin alle Dorfbewohner verhörte und ihnen mit Erschießung drohte. Schließlich stellte sich Bauer Hanselmann als Täter. Er sollte von einem Standgericht zum Tode verurteilt werden, zusammen mit seinen Helfern Gackstatter und Wolfmeyer. Das muss man sich mal vorstellen!» In meinem Hals steckt plötzlich ein Kloß: »Und? Ging nicht gut aus, oder?« Eine wegwerfende Handbewegung bestätigt meine Befürchtung. »Erhängt haben sie diese tapferen Kerle. An einem Balken zwischen den Linden, unter denen wir gerade sitzen. Tagelang baumelten sie dort zur Abschreckung. Ach komm, lass uns weiterfahren, der Tag hat so schön begonnen. Ist alles lange her, aber ich dachte, DAS gehört auch zu unserer Heimatrunde heute.«

Tauberbruder: Unterhalb von Haagens Weinhängen kontrolliert der Heilige Nepomuk auf einer doppelbogigen Vorbachbrücke seit 1837 die Reisepapiere.
Tauberbruder: Unterhalb von Haagens Weinhängen kontrolliert der Heilige Nepomuk auf einer doppelbogigen Vorbachbrücke seit 1837 die Reisepapiere.
Reiseroute »WIED'R DAHAAM«, ges. ca. 220 km
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