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Turkish Popeye oder was?

Reisetagebuch "Türkei"

13. Sept. 2018 - Tag: 172 km - Gesamt: 9502 km - Eintrag: Michaela & Udo

Von Şebinkarahisar nach Sivas

Blick aufs Şebinkarahisar Kalesi (Kastell)
Blick aufs Şebinkarahisar Kalesi (Kastell)

Um fünf Uhr ruft der Muezzin zum Morgengebet und ich suche den grünen „Kible“-Pfeil im Hotelzimmer (gibt die Richtung nach Mekka an). Keiner da. Mmmmh, das ist untypisch, also umdrehen und noch eine Runde schlafen. Prompt sind wir fast die Letzten beim „Kahvaltı“. Wir haben uns inzwischen völlig an die türkische Vollwertkost am frühen Morgen gewöhnt (siehe Frühstücksfoto aus dem Bal Otel im letzten Blog-Artikel). Als ich der „anne“ (Mutter) in der Küche ein kleines Trinkgeld in die Hand drücke, fließt sie dahin. (Die Männer am Tisch haben es ja nicht gesehen…).

 

Runter zum Packen. Sch…ße — meine Mühle ist weg! Der Nacken schafft die 90-Grad-Drehung und …da steht sie ja! Allein und verlassen mitten auf dem „Parkplatz“, wo sich gestern Abend noch diverse TurkTelecom-Autos drängten. Michels CRF klemmt hart am Zaun zum Nachbargrundstück und auf „meinem Parkplatz“ steht ein Auto. Häh - wie haben die das denn hingekriegt? Eine noch halb mit Gepäck beladene CRF Rally wiegt immerhin an die 180 Kilo. Und die mal so eben wegtragen? Turkish Popeye oder was? Glücklicherweise nichts verbogen oder abgebrochen. „Tamam“ (Okay), also nur eine kleine Protestnote an der Rezeption hinterlassen. Aha, man gibt per Google-Translator-Voice kleinlaut zu, dass man auf diesem „Parkplatz“ gar nicht hätte parken dürfen, weil… Vergiss es!

Otel Colonia Park - in der Antike hieß Şebinkarahisar Colonia und beherbergte römische Veteranen
Otel Colonia Park - in der Antike hieß Şebinkarahisar Colonia und beherbergte römische Veteranen

Şebinkarahisar (in der römischen Antike hieß der Ort Colonia) gefällt uns, als wir eine Güle-Güle-Runde durch den Ort drehen. Lebendig, gepflegt mit kleinem „Atatürk Parkı“, wo die nicht wegzudenkenden anatolischen Hunde ein wenig Nachtruhe suchen, moderne Handels- und Industriegebäude am Ortsrand, Straßen in Ordnung, neue oder im Bau befindliche Vorortssiedlungen mit Wohnraum, intakte Landwirtschaft weiter draußen mit modernen Traktoren zur Bestellung der Felder. Gleich hinter Şebinkarahisar wartet ein windiger Passanstieg auf knapp 1600 Meter hinauf, dann führt die Route erneut an vielfarbigen Bergzügen und sattbraunen Ackerflächen vorbei, bis schließlich weit unten der Stausee des Çamlıgöze Barajı (Staudamm) auftaucht. Hier ist „balik“ (Fisch) angesagt, mit großen Zuchtbecken und fischverarbeitender Kleinindustrie. In Suşehri zweigt die gut ausgebaute Landstraße 865 nach Zara und Sivas ab und gibt sich weiterhin als windige Kammroute in einer Höhe zwischen 1200 und knapp 1500 Metern. Ein grauer Himmel und beständiger Wind, das lässt nichts Gutes ahnen. In Zara zeigt das Thermometer 33 Grad an und bei der kurzen Cay-Pause mit einer Portion Köfte (Ich kann es nicht lassen…) sind die Shirts unter den Endurojacken bereits völlig durchgeschwitzt.

Noch über den 1435 Meter hohen Seyfibeli Gecidi (Pass), dann ist die Großstadt Sivas (360.000 Einwohner) erreicht und wir trauen uns im wahrsten Sinne des Wortes nicht, in den verbleibenden 2 Stunden bis zum Einbruch der Dunkelheit gegen halb sieben noch die verbleibenden 100 Kilometer bis Gemerek in Angriff zu nehmen, wo es wieder eine garantierte Hoteladresse gegeben hätte. Unwetter in der Türkei sind nicht zum Spaßen und die TV-Berichte heute Morgen beim Frühstück zeigten verheerende Überschwemmungen in Istanbul und Hagelschlag mit größeren Zerstörungen in Bandirma am Mamara-Meer. Also lieber mal die Hosen voll haben und auf Nummer Sicher gehen…

Şebinkarahisar: Köfte, Köfte - er kann's...
Şebinkarahisar: Köfte, Köfte - er kann's...

Da „Digital Micha“ derzeit in der Türkei keine Buchungen über das Portal Booking.com vornehmen kann (Sie leidet!), müssen wir Hotelklinken putzen und landen nach drei vergeblichen Versuchen („oda mevcut değil“ - kein Zimmer frei) schließlich in dem sehr schlichten Hotel Divan am Rande des Stadtzentrums. So what? Die Dusche funktioniert, das Bett ist groß genug, die Klimaanlage hat Fensterläden (Sivas liegt in knapp 1300 m Höhe!) und ein Frühstück ist auch dabei. Den Übernachtungspreis mag ich eigentlich gar nicht nennen: 130 TL (17 Euro). Was den Euro freut, ist für die Türkei eine Katastrophe. Der Kursverfall der türkischen Lira scheint unaufhaltsam und Präsident Erdoğan spricht täglich darüber im Fernsehen. Zahlten wir 2014 für den Sprit noch über 2 Euro/Liter, so fließt heute der Liter „benzin 95“ für 85 bis 90 Cent in den Tank. Toll, aber der Einkaufswagen einer türkischen Hausfrau wird leerer und leerer, wenn das Familieneinkommen in den vergangenen Jahren gleich geblieben ist… 

 

Eine nette Begegnung krönt bei uns oft den Tag - auch am 13. September. Neben dem Hotel schwitzen die Kebab-Köche im „Has Döner“, dem besten Kebab-Restaurant von Sivas. Als ich von ihrer Arbeit Fotos mache und ein Video drehe, zückt der Kellner sein eigenes Mobiltelefon, schießt ein Selfie mit mir und zeigt uns dann stolz Bilder von einem gigantischen Kebabfleisch-Drehspieß, der in seinem Restaurant mit Hilfe eines Hubwagens montiert werden musste. Kebab güzel, Türkiye çok iyi (sehr gut!). Na, dann sind wir uns ja völlig einig… —

Döner King "Has Döner" in Sivas
Döner King "Has Döner" in Sivas
Türkisches Selfie
Türkisches Selfie
Von Şebinkarahisar über Zara nach Sivas
Von Şebinkarahisar über Zara nach Sivas

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