Do swidaniya, Rossiya

Reisetagebuch Russland   07. Sept. 2018 - Tag: 30 km/ 147 km - Gesamt: 8457 km - Eintrag: M&U

Von Vladikavkas zur Grenze bei Dariali/Werchnyi Lars (Nord-Ossetien)

Der Kaukasus mag heute morgen noch nicht...
Der Kaukasus mag heute morgen noch nicht...

Punkt halb neun klopft es an der Tür und die Küchenmamsell des Hotels „Veterok“ steht lecker beladen mit unserem „zavtrak“ vor der Tür. Drei Stockwerke, die Arme. Also gehe ich mit ihr nochmals nach unten in die Küche und helfe beim Hochtragen: zwei Riesenschüsseln mit Porridge, eine Pfanne mit sechs Spiegeleiern (ich hatte zwei bestellt…), ein Teller mit luftig-leckerem Quarkgebäck, Brot und Marmelade für eine ganze Familie, eine Kanne Chay. Haben wir eigentlich schon mal betont, dass es uns ernährungstechnisch in Russland immer sehr gut ging? Eine Stunde später bollern die Einzylinder und Marina winkt. Ihr tut es sichtlich leid, dass wir wieder abfahren, hat sich rührend nach Michaelas Wohlergehen erkundigt, als es ihr gestern Abend nicht gut ging. Und heute zum Abschied ein langer Drücker - lieb gewonnen!

 

Die Kaukasus-Berge verstecken sich in der Früh hinter einer dicken Nebelsuppe. Beim Hinausrollen aus Wladikawkas wegbegleitend ein schöner Park mit monumentalen Skulpturen, dann Armeekasernen, ein Panzertransport auf der Gegenfahrbahn, erste Kurven und die Straße macht Höhenmeter. Ein wenig Licht hat sich durch die Nebendecke gekämpft und in der Ferne leuchtet der Eingang zur elf Kilometer langen Darialschlucht vor der russisch-georgischen Grenze. Ein paar bettelarme Dörfer noch mit halb zerfallenen Gehöften, dann tauchen die ersten LKW auf, die sich schon kilometerlang vor der Grenzstation stauen. Warnblinkanlage rein und vorbeiziehen. Wer sich hier bereits anstellt und wartet, der wartet tagelang.

Die Industriestadt Wladikawkas erwacht
Die Industriestadt Wladikawkas erwacht
Kaukasus-Dorf vor der Grenze
Kaukasus-Dorf vor der Grenze

Wir haben mehr Glück als Verstand oder die Internetforen haben maßlos übertrieben. Es kann natürlich auch an der Jahreszeit (Herbst) liegen, jedenfalls rollen wir direkt auf den Einweiser zu und haben gerade mal fünf Fahrzeuge vor uns. Und von wegen „lahme russische Abfertigung“; da haben wir aber schon viel Schlimmeres erlebt!! Ein kurzer Gesichtscheck an der Passkontrolle, der berühmte weiße Beipackzettel mit unseren Visadaten, den die Unterkünfte dringend benötigen, um den Reisenden mit den kopierten Passunterlagen, polizeibehördlich anzumelden, wird einkassiert, Überprüfung der Fahrzeugpapire - das war’s! Keine Gepäckkontrolle, kein „Fahren Sie mal auf die Seite“. Der grenzbehördliche Abschied von Russland ist kurz und schmerzlos. 

 

 

Im kilometerbreiten Niemandsland Darialschlucht brauche ich etwas länger, um „Do swidaniya, Rossiya“ zu sagen. So rauh und hart das Land oft zu uns war, so herzlich und offen waren doch stets seine Menschen, wenn es persönliche Gelegenheiten zu Kontakten gab. Und wenn nicht, dann winkten oft Hände aus Autos heraus, hupte ein LKW-Fahrer (nachdem er uns zentimeterscharf überholt hatte) und setzte ein freundliches Blinkzeichen mit der Warnblinkanlage, winkten Kinder am Straßenrand, Bauarbeiter in den Endlosbaustellen auf den großen Verbindungsstraßen, lachten die lückenhaften Zahnreihen der „babushkas“ an den Straßenständen oder in den kleinen Dorfläden. Wir haben etwas Zeit gebraucht, um uns an dieses fremde, riesige Land zu gewöhnen, hatten anfangs noch oft das Gefühl von Verlorensein, des Abgetrieben-Werdens. Doch allmählich sind wir warm geworden, haben Hinschauen gelernt und die heimatliche Elle völlig beiseite gelegt. „Unterm Strich“, meint Michaela im Helmkopfhörer, „war es jeden Kilometer wert. Auch die derben auf Schotter, die angsteinflößenden im weichen Sand und die gefährlichen, wenn der Wind uns die Straße nehmen wollte. Mit den Menschen ging es immer gut aus, ja, wir haben viel Herz gebraucht und Mütterchen Russland auf eine ganz besondere Art lieb gewonnen. Spasibo, Rossiya! Do swidaniya - wer weiß wann… —

Guten Morgen, Kaukasus! Endlich aufgewacht..?
Guten Morgen, Kaukasus! Endlich aufgewacht..?

Liebe BLOG-Leserinnen und -Leser,

 

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Wir sind auf dem Weg nach Griechenland zur Halbinsel Pílion, wollen dort ab dem 23. September verdauen, echten Urlaub machen, für den TOURENFAHRER schreiben. Und als "Schmankerl" obendrauf wird es vielleicht eine neue Pílion-Geschichte geben. Mal schauen, wie das Herbstwetter am Mittelmeer ist...

 

Liebe Grüße und schöne Herbsttage wünschen

 

Michaela & Udo

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