Grenzgeschichten

Reisetagebuch Bernsteinstraße   19. Aug. 2018 - Tag: 225 km - Ges.: 4213 km - Eintrag: Michaela & Udo 

Von Tallinn nach Narva-Jõesuu (Estland) an die russische Grenze

Die Nacht über hat es kräftig geregnet und auch zur Abfahrt vom "Tallink Express" kommt alles Gute feucht von oben. Die Nachrichten von zu Hause beschreiben Hitze und Dürre und einmal mehr keimt der Verdacht auf, dass wir Menschen den Petrussen aller Länder bereits kräftig ins Handwerk gepfuscht haben. Also die schnelle A1 ostwärts und unterwegs keine Gefangenen machen... Grauer Himmel, graue Landschaft, graue Gedanken. Bis auf einen Tankstopp mit Kaffee und süßem Stückchen kein Halt, keine Besichtigung. Tourentechnisch also eher ein Tag für die Tonne. 

 

Sollte man meinen - aber so, wie der Tag nicht vor dem Abend zu loben ist, so sollte er auch nicht abgeschrieben werden. Klatschnass erreichen wir Narva-Jõesuu schlappe 20 Kilometer nördlich der Grenzstadt Narva, wo wir am nächsten Tag nach Russland einreisen wollen. In Narva gab es kein Hotelzimmer mehr (!), also buchte mein Cleverle strategisch günstig in der Nähe ein Guesthouse. Wir kommen voll in den 60er Jahren an, strenger Ostblock mit löchrigen, nach dem Regen von Pfützen gefluteten Straßen, verlassenen Häusern und Wohnblöcken. Mein Gemecker über die Helmsprechanlage beendet Michaela kurzermund mit dem Satz: "Siehste, da kannst du schon mal für Russland üben!" 

 

Folgerichtig ist das "Guesthouse" dann umwerfend gestrig und einfach -- aber sauber in Schuss, gut organisiert geführt, mit warmen Zimmern, funktionierender Dusche und ordentlichen Betten, die man am Morgen nicht mit einem Hüftschaden wieder verlässt. Kurzum: Wir fühlen uns wohl, genießen die Freundlichkeit der russischen Damen an der Rezeption und freuen uns über ein paar jugendliche Gäste, die etwas Englisch sprechen.

Im Grenzland rund um Narva leben weit mehr Russen als Estländer - an die 70 Prozent der Bevölkerung. UND - wie unser Ausgang bei nachlassendem Regen gegen Abend beweist - das sind nicht etwa Russlands vergessene Kinder, sondern da sichern sich seit Jahren gut betuchte Russen die eine oder andere Grundstücksahneschnitte und richten sich in der Ruhe und Abgeschiedenheit des Ortes mit seinem prächtigen Park und tollem Sandstrand bestens ein (siehe auch Fotos). 

 

Die Ostsee meint es ausgesprochen gut mit uns, macht erst auf große Show mit irren Wolkenbergen und Kübelregen draußen auf dem Meer, später schickt sie ein riesiges Sonnenloch und vergoldet den weiten Strand, um eine Stunde später ein auf den Kämmen der Wellen glitzerndes, bernsteingelbes Bad zu nehmen. Bei all dem sitzen wir im "Maretare" direkt am Strand, genießen Stör mit Kaviar, Pasta, Salat und Blätterteig-Dessert und gehen zum Showdown auf die windige Terrasse, um Fotos zu schießen.

 

Wenn uns das beim Frühstück jemand prophezeit hätte...

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Roland Kater (Dienstag, 21 August 2018 17:41)

    Wenn Udo im Osten die Sonne aufhält,
    brauche ich mich im Westen ja nicht zu wundern, wenn sie hier immer später aufgeht!
    Grüße und weiter gute Fahrt!
    Toller Blog! Traumhaft! Den ganzen Tag nur
    - Motoradfahren
    - Fotografieren
    - Essen
    - Trinken

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