Nach Stramberk in die Mongolei

Reisetagebuch Bernsteinstraße   06. August 2018 - Tag: 190 km - Gesamt: 1881 km - Eintrag: M&U 

 

Von Valtice nach Stramberk (Tschechien)

 

Mein Mann wollte endlich mal früher fahren, das Morgenlicht nutzen, um Fotos zu machen. Soweit die Ansage am Abend zuvor. Also drehe ich mich morgens nur noch zweimal um und siehe da: Pünktlich um 8 Uhr sitzen wir beim Frühstück und beobachten kaum eine halbe Stunde später die ersten Besucher, die zum Schloss oberhalb unserer Herberge pilgern. Dann macht mein Bester ernst mit der Routenplanung für den heutigen Tag, und so plotten wir „kurz“ einmal sämtliche Sehenswürdigkeiten, die an der tschechischen Bernsteinroute liegen. Um zehn Uhr drehen wir die Zündschlüssel rum - oder war es schon halb elf. In jedem Falle mächtig früher als gestern, wie mein Tourguide bierernst betont 😂…

 

Die Bernsteinstraße genießt es offensichtlich, durch Tschechien zu führen, macht sie doch eine mächtige Rundtour entlang der tschechisch-slowakischen Grenze, bis sie dann nach endlich nach Norden zackt und im Anschluss quer durch Polen führt. Über flaches Weizenland pfeilt die Schnellstraße nach Hodonin und wir können es kaum glauben, dass neben dem lieblichen Valtice eine solche Industriestadt-Krake liegt, deren Stop-‚n’-go-Verkehr die Lüfter der CRFs binnen weniger Minuten zum Singen bringt . Schimpfend kehren wir dieser Stadt den Rücken, ziehen wieder rauf auf die Schnellstraße 55 und beschließen, dem nächsten Rynek eine neue Chance zu geben. 

 

Uberské Hrádiste heißt unser Ziel und wir werden nicht enttäuscht. Uns empfängt ein wirklich schönes Kleinstadtensemble um einen barockschönen Marktplatz herum. Gemütlich Gassen zweigen ab, sonnenschirmbedachte Cafés laden zum Verweilen ein. Zwei Frappé und eine Stunde später steigen wir tiefenentspannt auf die 250er, um die Reise fortzusetzen. Über die Industriestadt Zlin wellt der Weg an Obstbäumen entlang und durch grüne Auen, schwingt sich über Hügel und Anhöhen, zieht an Weizen- und Sonnenblumenfeldern vorbei über Hranice nach Stramberk. Abseits der Hauptstraße ist der Asphalt wunderbar wellig und kurvenreich, Enduroland pur. Stramberk hält, was Wikipedia verspricht. Dunkle Holzhäuser kleben an einem steilen, felsigen Berghang, wechseln sich mit barockverputzten Bürgerhäusern ab und dokumentieren die österreichische Vergangenheit aus K. und K.-Zeiten. Hoch über der mährischen Stadt thront der mächtige Turm einer Burgruine, der die Stadt auch heute noch bewachen will. 

 

Eine bemerkenswerte Geschichte gehört zu Stramberks Vergangenheit: Am 8. Mai 1241, dem Himmelfahrtstag, gelang es den Christen der Stadt, die mongolischen Belagerer zu besiegen und da alles Militärische niemals ohne Grausamkeiten auskommt, schnitt man den mongolischen Opfern der Schlacht kurzerhand die Ohren ab.
Von Reue oder gar Gottesfurcht jedoch keine Spur. Seit jenen Tagen wird ein spezielles Süßgebäck der Stadt aus Lebkuchenteig hergestellt - die sogenannten „Stramberker Ohren“. Na, dann mal guten Appetit…

 

Am Hotel Sipka klappen die Seitenständer aus und die Hondas weigern sich weiterzufahren. Hoch droben in einer Dachkammer genießen wir einen Königsblick über die Stramberker Schlucht und das Jammern der Mongolen ist hier oben kaum noch zu hören…

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Kommentare: 2
  • #1

    Stödtlen (Montag, 06 August 2018 20:40)

    Sitzen auf der heimischen Terrasse und sind im Geiste bei euch. Schöne Bilder und lehrreiche Texte, mit einem Hauch von Enduristan :-)
    Passt auf euch auf☺

  • #2

    Angela (Montag, 06 August 2018 22:58)

    Genieße es sehr euch in Gedanken quer durch Europa (das man meint zu kennen) begleiten zu können und nebenbei viel von Land und Leuten zu erfahren. Wie immer ein besonderer Genuss: die Foto-Impressionen!
    Hoffe, die Wetterhexen sind gnädig und schmoren euch nicht allzusehr. Gute, störungsfreie Fahrt!

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