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Alle Wege im Iran führen nach Esfahan

Yazd - Esfahan: 360 km

Die Zeit war viel zu kurz im 1000-und-zwei-Nächte-Hotel "Laleh". Hier könnte man locker eine Woche verbringen. Doch nach Hause sind es noch ein paar Tausender und allmählich verengt sich unser Zeitkorridor. Wir sollten also am Ball bleiben und Tage nicht verbummeln. Das Interessanteste in Yazd haben wir gesehen – also auf nach Esfahan. Bis nach Ardakan begleiten uns noch die Ausläufer der Kuh-e Hamaireh- und der Kuh-e Ghosseh Khovran-Berge und wir sehen gebannt, wie sie in der zunehmenden Hitze des Tages allmählich ihre Farbe verlieren und im Dunst versinken. Dann wird es eintönig und öd. Zumeist vierspurig fräst die Schnellstraße durch eine trockene Steppenlandschaft mit verdorrtem Gras und kilometerweit nichts. Die Dörfer und Siedlungen am Rand der Straße wirken ausgestorben und haben bereits das Verfallsdatum überschritten. In Aqda drehen wir mal wieder eine Runde durch die „Innenstadt“ und sind erschrocken: Jedes zweite Lehmhaus bricht auseinander, steht wie ein Häufchen Elend mit eingestürzten Mauern oder zusammengefallenem Dach. Die wenigen bewohnten Häuser neuerer Prägung sind lieblos hingeknallte Ziegelsteinhäuser mit Blechdächern und toten Fenstern. Eine Kulisse für Endzeitfilme…

Nach 150 Kilometern ist Na’in erreicht, eine lebendige Wüstenstadt mit einer schönen Moschee und einem Museum für Völkerkunde. Kultur auf halbem Wege. Dann pfeilt die Schnellstraße 62 stur geradeaus nach Esfahan, durchschneidet ein über 3000 Meter aufragendes Gebirge und will nur noch ankommen. Bei einer Fotopause bollert es plötzlich bassig neben mir und eine der unzähligen Honda CB 125-Nachbauten (allein mit diesen Dingern muss Honda sich eine goldene Nase verdient haben…) kommt quietschend zum Stehen. Der Fahrer grüßt mit einem fröhlichen „Salam“, wühlt in seiner Tasche und reicht mir einen Beutel frische Mandeln herüber. „From my garden“ – und weg ist er. Hallo, kann man sich so etwas in unserem Kulturländle vorstellen?

 

Esfahan ist ganz anders. Gepflegte Parkanlagen, grüne, mit schönen Blumen bepflanze Mittelstreifen auf den 6 bis 8-spurigen Boulevards. Überall „lagern“ Menschen auf grünen Inseln im Verkehr, picknicken auf einer Decke, dösen, schlafen ganz nach Belieben sogar auf den Gehsteigen am Ufer des im August völlig ausgetrockneten Zayamdeh Rud oder an einer der schönen Fußgängerbrücken über das Trockenbett. Eine ausgesprochen schöne, gepflegte Stadt. Und selbst der übliche Verkehrsterror in den Abend- und Morgenstunden läuft hier eine Spur zivilisierter ab, zwar 10 bis 12-spurig, aber mit weitaus weniger Körperkontakt. Wir hatten am Morgen versucht, von Yazd aus ein Zimmer im berühmten „Abbasi“-Hotel zu buchen, doch vergeblich. Das Nobelhaus ist ausgebucht und auch zahlreiche andere Hotels meldeten „Belegt“. Im Hotel Kowsar (GPS: N 32°38.482' // E051°39.916') konnten wir schließlich einloggen. Laut Reiseführer ein gesichtsloses, atmosphäreloses Hotelhochhaus. Tatsächlich erinnert die Empfangshalle eher an das Terminal eines Provinzflughafens, doch vom Rest sind wir angenehm überrascht. Ein professionell geführtes Haus mit sauberen Zimmern, gutem Service, nettem Personal, Hotelcafé UND einem sehr schönen Park mit Teehaus und Restaurant am Swimmingpool. Reiseführerautoren leiden offensichtlich auf einem höheren Niveau… ;-)

Wir verbringen den Abend natürlich im Teehaus – trinken kannenweise Cay und kosten eine persische Nudelsuppe mit Minzsoße und Yoghurt. Vom Feinsten!

Wüstenimpressionen...
Wüstenimpressionen...
Fußgängerbrücke über den ausgetrockneten Zayamdeh
Fußgängerbrücke über den ausgetrockneten Zayamdeh
Immer voll drauf...
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Hotel Kowsar - mit Pool und Park
Hotel Kowsar - mit Pool und Park

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