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Über die Berge in die Stadt der Rosen und Nachtigallen

Borujen - Shiraz: 380 km

Auf dem Weg nach Yasuj
Auf dem Weg nach Yasuj

Borujens Höhenlage von 2200m beschert uns eine ruhige, schweißarme Nacht. Frühstück gibt’s auf dem Zimmer, und wir sind einmal mehr froh, die Basis-Campingausrüstung dabei zu haben – also auch einen guten Kaffeekocher. Eine Stunde später liegt der Gardan Halwai Pass vor den Vorderrädern, der erste von drei Hochgebirgspässen auf dem Weg nach Yasuj. Die Karte verspricht 2750m; übrig bleiben laut Höhenmesser des Garmin noch 2400, aber auch das ist beeindruckend genug. Vierspurig breit stürmt das Asphaltband mit nur wenigen Schwüngen auf die Passhöhe und man hat nicht jenen Berggipfel-erklimmen-Eindruck, den man aus heimischen Alpenregionen kennt. Es ist eher so, als würde man ein weiteres Plateau einer unendlich weiten Hochlandfläche erklimmen, denn kaum haben wir in Gandoman den Abzweig nach Yusuj im Rückspiegel, rennt die fortan auf zwei Fahrspuren reduzierte Straße erneut gegen den Berg an und verlangt von den Federelementen plötzlich Nehmerqualitäten.

Viehnomaden auf dem Weg nach Yasuj
Viehnomaden auf dem Weg nach Yasuj
Zwei Bekleidungsstile...
Zwei Bekleidungsstile...

Zwei Arten begegnen sich
Zwei Arten begegnen sich
Zwei Welten begegnen sich
Zwei Welten begegnen sich

Ein bucklig-holperiger Belag, tiefe Wellen mit Trampolineffekt, ein schmieriger, verdieselter Belag und tiefschwarz qualmende LKW, die wie überdimensionale Schnecken hoch beladen an der Steigung kleben. Die gelbe Landstraße 55 nach Yasuj entpuppt sich als Hauptverkehrsweg in den Süden des Landes und so schwimmen wir in einem nicht enden wollenden Verkehrsstrom durch eine ansonsten traumhaft schöne Hochgebirgslandschaft. Nach einem weiteren, wesentlich besser ausgebauten Passanstieg sind wir auf dem Dach des Zagros-Gebirges und gleiten an einem seiner höchsten Häupter vorüber: 4400m hinauf geht der Blick zu den schroffen Zacken des Kuh-e Dihar, und wenn man es nicht besser wüsste, so könnte man die Schuttflächen an seinen Flanken doch glattweg als Schneefelder deuten…

 

200 Kilometer und wir haben Yasuj erreicht; die Stadt pulsiert heftig um die Mittagszeit. Wie so oft können die Augen gar nicht alles aufnehmen, was sich am Straßenrand tut. In fast jedem Haus gibt es ein Geschäft, einen Laden, einen Kiosk, einen Snack, eine Autowerkstatt, einen Reifenhändler oder die allgegenwärtigen Auslagen und Stände von Obstverkäufern und Gemüsehändlern. Gegen ein Uhr ruft der Muezzin lautsprecherverstärkt zum Mittagsgebet. Atmosphärisches, vielfältiges, pures Leben in iranischen Städten. Wir geraten schließlich auf eine Art Umgehungsstraße und finden ganz ohne Fragen den Weg hinaus auf die Landstraße nach Shiraz.


Mächtige Felswände türmen sich auf
Mächtige Felswände türmen sich auf

Auf den folgenden 160 Kilometern ändert sich das Landschaftsbild gründlich und wir gennießen eine völlig neue Stimmung. In irgendeinem Buch haben wir gelesen, dass die Landschaft um Shiraz auch gern als „iranische Toskana“ bezeichnet wird – und es ist etwas dran an dieser gewagten Formulierung. Das Licht hat sich geändert, der fahle, oft trübe Dunst auf den heißen Streckenabschnitten ist einem angenehm blauen Himmel gewichen. Die Flanken der Berge tragen wieder grüne Büsche und niedrigstämmige Bäume, in den Tälern dehnen sich Obst- und Gemüsefelder und wir entdecken die berühmten Shiraz-Weintrauben auf den Holzkarren der Straßenverkäufer. Zu Zeiten des Shahs – also vor der Kulturrevolution Khomeinis – wurden diese Trauben noch zu Wein gekeltert. Doch seit 1979 gibt es den Shiraz als Wein nur noch im Ausland und die Früchte der heimischen Rebstöcke werden in seiner Heimat ausschließlich zu Traubensaft verarbeitet. Wer also in Deutschland den vollmundigen Shiraz-Wein genießen möchte, muss mit Importen aus Frankreich, Australien und Südafrika vorlieb nehmen.

Wir kommen mal wieder rechtzeitig zum Abendstau. Shiraz kocht, nein, brodelt! Was wollen die alle auf der Straße? Der Verkehrsstrom in iranischen Großstädten wird zwischen acht und zehn Uhr abends dermaßen dickflüssig, dass auf den mehrspurigen Stadtstraßen gar nichts mehr geht und Verkehrspolizisten eingreifen müssen. Dann wird eine Fahrtrichtung kurzerhand für 20 Minuten gesperrt, anschließend die nächste, usw. Steht man an einem der großen Kreisverkehre, in die der Verkehr aus mehreren Richtungen einmündet, kann man schon mal eine Weile warten. Die Kati und die Bayerin finden das ausgesprochen öde und protestieren vernehmlich mit sirrenden Lüftern. Doch woher soll bei über 40 Grad Kühlung kommen? Also Motor aus und sich in orientalischer Geduld üben… Dabei gilt das 1600m hoch gelegene Shiraz noch als ausgesprochen kühl. Wie wird es da wohl erst in der Wüstenstadt Yazd zugehen??? Klatschnass erreichen wir nach zwei Stunden Stau das Hotel Pars International. Ein Fünfsterne-Palast, der eigentlich gar nicht so recht zu uns und unserem Reisestil passt. Aber wir sind inzwischen dankbar, alle paar Tage eine Auszeit nehmen und auftanken zu können. Duschen, Wäsche waschen, klimatisierte Zimmer zum Erholen, gut schlafen, sich per Taxi in der Stadt bewegen und dabei leichte Kleidung tragen. Zudem stehen die Motorräder sicher in einer Tiefgarage und man muss die Reise nicht mit einer frisierten 125er fortsetzen, weil unten vor dem Hotel heimlich getauscht wurde.

Selbstverständlich hat das „Pars“ auch Internet. Und so habt Ihr, liebe Leser, auch etwas von unserem kleinen dekadenten Luxus… ;-)

Hier werden Fische verkauft
Hier werden Fische verkauft
Nomadenzelte direkt am Fluss Rud-e Faliyan
Nomadenzelte direkt am Fluss Rud-e Faliyan

Allah begleitet unseren Weg
Allah begleitet unseren Weg
Kulturregion Fars
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Frischer Fisch am Rud-e Faliyan
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Die Reise geht weiter... Auf bald!
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