Abfahrt wie immer mit großem zeitlichem Toleranzbereich: geplant 7 Uhr, realisiert gegen 9 Uhr. Klar, Luki streicheln, ein paar überflüssige Klamotten aussortieren, schnell nochmal die Küche putzen (gut erzogen!)und vor allem Nachbar Willis leckeren Träubeleskuchen verspeisen… Seltsam, dieser „Abschied auf Raten“ wiederholt sich vor jeder Langstreckentour.
Zweieinhalb Stunden später stehen wir im ersten Stau am Fernpass. Die Spannung steigt. Wird Michaelas BMW die österreichische Herausforderung annehmen und einen ruhigen Zündfunken bewahren. Zur Erinnerung: Im letzten Jahr stellte die Bayerin direkt hinter der Passhöhe derart nachhaltig ihren Dienst ein, dass wir die „Bernsteinstraße“ in den Wind schreiben konnten. Mit dem Ohr am Zylinder und misstrauisch beäugt von der Hausrecht genießenden KTM schleicht Michaela an der Abzweigung zum Fernsteinsee vorbei. Dann krächzt ein triumphierendes „Sie läuft“ in den Kopfhörern unserer Sprechanlage und meine Frau hebt ihre Hand zum Victory-Zeichen. Alles klar – diesmal haben die kleinen Chinesen am Montageband wohl keinen Reiswein getrunken ;-)
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Apropos Fehlerteufel: Was da an Tonqualität in meinen Helmkopfhörern erklingt, erinnert an einen Morgen nach übler Zecherei. Da wir allerdings definitiv nüchtern zu Bett gingen, verfestigt sich auf der Höhe des Gardasees der Verdacht, dass die italienische CARDO SCALA RIDER G9 bereits nach der zweiten Tour ihren Geist aufzugeben gedenkt. Liebe Hersteller: Baut uns Motorradreisenden doch einfach eine simple Gegensprechanlage, die auch bei strömendem Regen noch funktioniert und eine Akkustandzeit von garantiert 12 Stunden hat bzw. per Ladekabel während der Fahrt ans Bordnetz des Bikes angeschlossen werden kann. Da müssen dann nicht acht weitere Bikes mit eingebunden oder Musik gehört bzw. Telefonate und Internetrecherchen durchgeführt werden können. Alles Schnickschnack, der diese Anlagen lediglich empfindlicher und störanfälliger macht. Die Suche nach einem fernreisetauglichen Sprachrohr geht also weiter.
Und noch eine Schote: Dass einem auf langen Strecken der Hintern weh tut, ist ganz normal. Und auch wenn diverse Sitzbanknachrüster uns Bikern den Diwan auf zwei Rädern versprechen, so war bisher stets nach 500 Kilometern klar, dass Motorradfahren auch mit Leidensfähigkeit zu tun hat. Was allerdings meine neue, in der Sitzhöhe reduzierte KAHEDO-Sitzbank meinem Po zumutet, erinnert eher an ein Nagelbrett. Okay, keine schlechte Einstimmung auf den Iran, aber den Brief an die Firma habe ich unterwegs bereits mehrfach umformuliert.
Doch – sonst funktioniert alles gut und nach 850 Kilometern klopfen wir in CESENATICO auf dem „Camping Village“ an den Schlagbaum. Feuchtwarme 36 Grad – und das noch um 22 Uhr . Madonna! Immerhin, in der Pizzeria neben der Rezeption ergattern wir noch vier Pizzetti, eine Tüte Chips und spülen das Ganze mit ein paar Bierchen für die Bettschwere hinunter. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben – sogar in Italien…
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